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DOI: 10.1055/s-0032-1319001
Kolorektales Karzinom – Screening mittels flexibler Sigmoidoskopie
Publication History
Publication Date:
14 November 2012 (online)
Das kolorektale Karzinom (KRK) ist die zweithäufigste Ursache für krebsbedingten Tod in den USA. Durch Testung auf okkultes Blut im Stuhl ist es möglich, die Inzidenz dieser Krebserkrankung sowie die Mortalität zu senken. Ob dies auch mithilfe von endoskopischen Untersuchungen gelingt, ist strittig. R. E. Schoen et al. haben nun in diesem Zusammenhang den Effekt eines Screenings mittels flexibler Sigmoidoskopie untersucht.
N Engl J Med 2012; 366: 2345–2357
Die Studie schloss 154 900 Männer und Frauen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren ein. Der Studienzeitraum erstreckte sich von 1993 bis 2001. Die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Interventionsgruppe (n = 77 445), die sich zu Beginn sowie nach 3 oder 5 Jahren einem Screening mittels flexibler Sigmoidoskopie unterziehen sollte, und in eine Kontrollgruppe mit Standardversorgung (n = 77 455) unterteilt. Primärer Endpunkt war die KRK-Mortalität. Zu den sekundären Endpunkten gehörte unter anderem die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms.
Die Nachbeobachtung erstreckte sich im Mittel über 11,0 Jahre. 83,5% der Mitglieder der Interventionsgruppe unterzogen sich dem Screening zu Beginn, und 54,0% nahmen an einem Screening nach 3 oder 5 Jahren teil. Die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms belief sich in der Interventionsgruppe auf 11,9 Fälle pro 10 000 Personenjahre (1012 Fälle) gegenüber 15,2 Fällen pro 10 000 Personenjahren (1287 Fälle) in der Kontrollgruppe. Dies entsprach einer Reduktion um 21% (Relatives Risiko [RR] 0,79; p < 0,001). Das RR, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, betrug bei den Männern 0,73 und bei den Frauen 0,86 (p = 0,052). Eine signifikant verringerte Inzidenz war sowohl in Bezug auf distale kolorektale Karzinome (479 Fälle in der Interventionsgruppe vs. 669 Fälle in der Kontrollgruppe; RR 0,71; p < 0,001) als auch hinsichtlich proximaler Karzinome (512 vs. 595 Fälle; RR 0,86; p = 0,01) festzustellen. Innerhalb der Interventionsgruppe kam es zu 2,9 KRK-Todesfällen pro 10 000 Personenjahre (252 Todesfälle), innerhalb der Kontrollgruppe waren es 3,9 Todesfälle aufgrund eines KRK pro 10 000 Personenjahre (341 Todesfälle), was einer Reduktion um 26% entsprach (RR 0,74; p < 0,001). Die Mortalität aufgrund eines distalen kolorektalen Karzinoms erfuhr eine Reduzierung um 50% (87 Todesfälle in der Interventionsgruppe vs. 175 in der Kontrollgruppe; RR 0,50; p < 0,001), die Mortalität aufgrund eines proximal gelegenen Karzinoms blieb hingegen unbeeinflusst (143 vs. 147 Todesfälle; RR 0,97; p = 0,81).
Unter Anwendung der flexiblen Sigmoidoskopie verringerte sich die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms im Vergleich zur Standardversorgung um 21% und die Mortalität um 26%. Die geringere Mortalität stand allein im Zusammenhang mit distalen kolorektalen Karzinomen.
Dr. Frank Lichert, Weilburg