Z Gastroenterol 2012; 50(11): 1136-1137
DOI: 10.1055/s-0032-1319004
Forschung aktuell
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pharmakotherapie – Assoziation zwischen Aspirin-Nutzung und schweren Blutungen

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Publication Date:
14 November 2012 (online)

Eine Metaanalyse konnte zeigen, dass die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin nur einen minimalen Effekt bei der Prävention kardiovaskulärer Krankheiten hat. Zudem steht Aspirin in Zusammenhang mit gastrointestinalen und intrakraniellen Blutungen. Eine italienische Studie untersuchte bei Diabetikern und Nichtdiabetikern, wie sich die Einnahme von Aspirin auf die Inzidenz schwerer Blutungen auswirkt.

JAMA 2012; 307(21): 2286–2294

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Die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin erhöht laut einer italienischen Studie das Risiko für schwere gastrointestinale und zerebrale Blutungen. Im Bild: Angiogramm der A. mesenterica superior bei akuter Blutung mit Kontrastmittelaustritt in der linken Kolonflexur (Pfeil; Bild: Stengele O, aus: Klinische Sonographie und sonographische Differenzialdiagnose. Hrsg.: Seitz K, Schuler A, Rettenmaier G. Thieme Verlag, 2008)

Die populationsbasierte Kohortenstudie nutzte Daten von 4,1 Mio. Individuen von 12 örtlichen Gesundheitsbehörden in Italien. Für die Analyse kamen Personen infrage, die während der Zeitspanne zwischen Januar 2003 und Dezember 2008 Aspirin in niedriger Dosierung (≤ 300 mg) einnahmen. Die Studienteilnehmer mussten zu Beginn der Aspirineinnahme mindestens 30 Jahre alt sein und durften während des vor Therapiebeginn liegenden Jahres kein Aspirin erhalten haben. Personen, die zwischen Januar 2003 und Dezember 2008 kein Aspirin einnahmen, dienten als Kontrollen. Hauptzielparameter waren Krankenhauseinweisungen aufgrund von gastrointestinalen oder zerebralen Blutungen nach Beginn der antithrombozytären Therapie.

Die Studienkohorte bestand aus 372 850 Individuen. 186 425 Personen wurden mit niedrig dosiertem Aspirin behandelt, eine gleiche Anzahl an Personen, die kein Aspirin erhielten, diente als Kontrolle. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 69 Jahre, und der mittlere Nachbeobachtungszeitraum belief sich auf 5,7 Jahre. Innerhalb der Gruppe der Aspirin-Nutzer war die Gesamtinzidenzrate von Blutungsereignissen 5,58 (95%-Konfidenzintervall [KI] 5,39–5,77) pro 1000 Personenjahre und bei den Kontrollen 3,60 (95%-KI 3,48–3,72) pro 1000 Personenjahre (Incidence Rate Ratio [IRR] 1,55; 95%-KI 1,48–1,63). Bei fast allen Subgruppen bestand eine Assoziation zwischen der Einnahme von Aspirin und einem erhöhten Risiko für schwere Blutungen, nicht aber im Fall von Diabetikern (IRR 1,09; 95%-KI 0,97–1,22). Ungeachtet der Aspirin-Nutzung war auch Diabetes unabhängig mit einem erhöhten Risiko für schwere Blutungen assoziiert (IRR 1,36; 95%-KI 1,28–1,44). Zudem stieg das Blutungsrisiko mit zunehmendem Alter. Aber auch Männer, Personen, die gegen Bluthochdruck behandelt wurden, und solche mit vorangegangenen kardiovaskulären Problemen wiesen ein erhöhtes Risiko auf.

Fazit

Bei der Studienpopulation stellten die Autoren eine signifikante Assoziation zwischen der Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin und einem erhöhten Risiko für schwere gastrointestinale oder zerebrale Blutungen fest. Im Fall von Diabetespatienten bestand diese Assoziation nicht.

Dr. Frank Lichert, Weilburg