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DOI: 10.1055/s-0032-1319007
Ösophaguskarzinom / Tumoren des gastroösophagealen Übergangs – Präoperative Radiochemotherapie verlängert Überleben
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
14. November 2012 (online)
Das Ösophaguskarzinom ist die achthäufigste Krebsform weltweit, und mehr als 400 000 Menschen sterben pro Jahr an der Erkrankung. Unklar ist bislang, ob Patienten mit Ösophaguskarzinom bzw. Tumoren am gastroösophagealen Übergang von einer neoadjuvanten Radiochemotherapie profitieren. P. van Hagen et al. verglichen in einer Studie die Effekte einer Radiochemotherapie gefolgt von einer Operation und einer Operation alleine.
N Engl J Med 2012; 366: 2074–2084
Die multizentrische, randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie schloss Patienten mit resektablen Tumoren im Alter zwischen 18 und 75 Jahren ein. Die Studienaufnahme erfolgte zwischen März 2004 und Dezember 2008. Nach Randomisierung erhielten die Patienten entweder wöchentlich Carboplatin (mit dem Ziel einer „Area under the Curve“ von 2 mg / ml / min) und Paclitaxel (50 mg / m2 Körperoberfläche) über 5 Wochen mit begleitender Radiotherapie (41,4 Gy in 23 Fraktionen, 5 Tage pro Woche) gefolgt von einer Operation (n = 178) oder sie unterzogen sich lediglich einer Operation (n = 188). Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Zudem wurden unter anderem hämatologisch-toxische sowie nicht-hämatologisch-toxische Effekte, das pathologische Ansprechen, postoperative Komplikationen sowie die Krankenhaussterblichkeit erfasst.
Die Ergebnisse von 366 Patienten gingen in die Analyse ein. Das Durchschnittsalter der Patienten war in beiden Gruppen 60 Jahre. 275 Patienten (75%) hatten ein Adenokarzinom, 84 (23%) ein Plattenepithelkarzinom und 7 (2%) großzellige, undifferenzierte Karzinome. Die häufigsten bedeutsamen hämatologisch-toxischen Effekte in der Radiochemotherapie-Operations-Gruppe waren Leukopenie (6%) sowie Neutropenie (2%), und bei den häufigsten nicht-hämatologisch-toxischen Effekten handelte es sich um Anorexie (5%) und Erschöpfung (3%). Bei 92% der Patienten innerhalb der Gruppe mit Radiochemotherapie und Operation sowie bei 69% der Patienten der Operations-Gruppe konnte eine vollständige Resektion erreicht werden (p < 0,001). Im Fall von 47/161 Patienten (29%), bei denen nach der Radiochemotherapie eine Resektion erfolgte, stellten die Autoren ein vollständiges pathologisches Ansprechen fest. Postoperative Komplikationen waren bei den beiden Studiengruppen vergleichbar, die Krankenhaussterblichkeit betrug jeweils 4%. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen ergaben sich in Bezug auf das mediane Gesamtüberleben. Dieses war 49,4 Monate in der Radiochemotherapie-Operations-Gruppe und 24,0 Monate in der Operations-Gruppe (p = 0,003).
Bei Patienten mit potenziell heilbarem Ösophaguskarzinom bzw. mit Tumoren des gastroösophagealen Übergangs verlängert eine präoperative Radiochemotherapie signifikant das Gesamtüberleben, so das Ergebnis der Studie. Die Häufigkeit von hochgradig toxischen Effekten aufgrund der Radiochemotherapie war gering.
Dr. Frank Lichert, Weilburg