Z Gastroenterol 2012; 50(11): 1144
DOI: 10.1055/s-0032-1319011
Forschung aktuell
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perihiläres Cholangiokarzinom – Wirksamkeit einer Radiochemotherapie plus Lebertransplantation

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. November 2012 (online)

In den USA beträgt die jährliche Inzidenz des perihilären Cholangiokarzinoms 1,2/100000, es handelt sich hierbei um die zweithäufigste Form von primärem Leberkrebs. Die exzellenten Ergebnisse einer neoadjuvanten Radiochemotherapie gefolgt von einer Lebertransplantation bei der Behandlung des inoperablen perihilären Cholangiokarzinoms hatten die Einführung einer „MELD-Score-Exception“ zur Folge. S. Darwish Murad et al. überprüften nun in einer retrospektiven Studie die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode.

Gastroenterology 2012; 143: 88–98

Zoom Image
Eine Lebertransplantation mit vorhergehender Radiochemotherapie kann das Überleben von Cholangiokarzinompatienten laut Murad et al. verbessern. Im Bild: Palliativ mit zwei Plastikendoprothesen versorgtes perihiläres Cholangiokarzinom (Bild: Berr F, Dorta G, Ortner M.aus: Gastroenterologie. Hrsg.: Riemann JF, Fischbach W, Galle PR et al. Thieme Verlag, 2008).

Die Studie basierte auf den Daten von 12 großen Transplantationszentren in den USA. Diese hatten zwischen Januar 1993 und Juli 2010 jeweils mindestens 3 Patienten mit perihilärem Cholangiokarzinom mittels neoadjuvanter Therapie gefolgt von einer Lebertransplantation behandelt. Die Autoren ermittelten unter anderem die Überlebensraten, die Therapie-Abbruchraten sowie therapiebedingte Toxizitäten.

Die Ergebnisse von 287 Patienten gingen in die Analyse ein. Der Nachbeobachtungszeitraum erstreckte sich im Median über 2,5 Jahre (Spanne: 0,1–17,8 Jahre). 99% der Patienten vollendeten eine externe Strahlentherapie, 98% ein Radiosensitizing, 75% zusätzlich oder alternativ eine Brachytherapie und 65% zusätzlich oder alternativ eine Erhaltungs-Chemotherapie. 71 Patienten beendeten die Therapie vor der Durchführung einer Lebertransplantation (11,5% in 3 Monaten). Die „Intent-to-Treat“-Überlebensraten waren 2 und 5 Jahre nach der Therapie jeweils 68 und 53%, die rezidivfreien Überlebensraten nach Transplantation betrugen jeweils 78 und 65%. Patienten, die die Kriterien des „United Network of Organ Sharing“ nicht erfüllten, oder solche mit vorangegangenen Malignomen waren durch ein signifikant kürzeres Überleben gekennzeichnet (p < 0,001). „Surgical Staging“ oder die Durchführung einer Brachytherapie hatten keinen Einfluss auf das Outcome der Patienten. Toxizitäten im Zusammenhang mit der Bestrahlung umfassten Erschöpfung (41%), gastroduodenale Ulzera (34%) sowie gastrointestinale Motilitätsstörungen (18%), und zu den Toxizitäten im Zusammenhang mit der Chemotherapie gehörten Übelkeit / Erbrechen (81%), Zytopenie (21%), Mukositis (18%) sowie das Hand-Fuß-Syndrom (17%).

Fazit

Nach Meinung der Autoren bestätigen die Studienergebnisse die exzellenten Outcomes bei Patienten mit perihilärem Cholangiokarzinom, die mittels neoadjuvanter Radiochemotherapie gefolgt von einer Lebertransplantation behandelt wurden. Die Rate des rezidivfreien Überlebens nach 5 Jahren war 65%, und die Therapie-Abbruchrate nach 3 Monaten betrug 11,5%.

Dr. Frank Lichert, Weilburg