Sprache · Stimme · Gehör 2012; 36(03): e47-e50
DOI: 10.1055/s-0032-1321913
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sprachlich-kognitive Entwicklung in der Phase der Transition vom Kindergarten zur Grundschule – ausgewählte Ergebnisse der TransKiGs-Längsschnittstudie[1]

Language and Cognitive Development during the Transition from Kindergarten to Primary School – Selected Results of the “TransKiGs” Longitudinal Study
L. Fried
1   Fakultät für Erziehungswissenschaft und Soziologie, Technische Universität Dortmund
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. September 2012 (online)

Zusammenfassung

In der Längsschnittstudie wird zum einen untersucht, wie sich Bildungssprache (operationalisiert als Erzählkompetenz) bei Kindern im Alter zwischen 5–7 Jahren (n=382) entwickelt, und zum anderen ob bzw. wie weit diese im Verlauf der Transition vom Kindergarten zur Grundschule durch andere Sprachregister sowie durch Faktoren des familialen und institutionellen Kontexts beeinflusst wird. Die Erhebungen fanden ein Jahr vor Ende des Kindergartens, zum Übergang vom Kindergarten zur Schule und am Ende des 1. Schuljahrs statt. Die erfassten Leistungen wurden über drei Erzählaufgaben evoziert: Fantasie-, Bild- und Nacherzählung. Die Ergebnisse belegen, dass schon 5- bis 7-Jährige in der Lage sind, kontextfreie Fantasieerzählungen zu produzieren. Allerdings fallen ihnen kontextgestützte Nach- und Bilderzählungen leichter. Außerdem legen die Befunde es nahe, bei Kindern dieses Alters nicht nur (Vor-)Formen der Bildungssprache, sondern auch schon (Vor-)Formen der Fachsprache zu fördern. Das trägt am ehesten Früchte, wenn die Kinder in ihren Einrichtungen auch sonst optimal sprachlich unterstützt werden.

Abstract

This longitudinal study examines (i) academic language development (operationalised as narrative competence development) of children between 5 and 7 years, and (ii) how far this development across the transition from kindergarten to primary school is influenced by other language registers as well as familial and institutional context factors. The study was conducted with 382 children 1 year before starting school, directly before school enrolment and after 1 year of school. The data comprise 3 different narrative tasks: fantasy, picture and retelling story. Results reveal (i) that 5- to 7-year-olds are already able to fabricate context-free fantasy tales; even though it is easier for them to retell a story that has been told before or to use pictures to retell a story; and (ii) that 5- to 7-year-olds may be best supported by not only fostering their narrations, but also their nature-science (pre-)literacy and by receiving the institutional support that is necessary to broaden their language potential in an optimal way.

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1 Die Daten wurden im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft finanziell geförderten „Wissenschaftlichen Flankierung“ des Verbundprojekts „TransKiGs – Stärkung der Bildungs- und Erziehungsqualität in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen“ erhoben. Für die umfassende Unterstützung des Vorhabens bin ich dem BMBF, der TransKiGs-Steuergruppe sowie allen an der Untersuchung beteiligten Kindern, Eltern, pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften sehr dankbar.


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