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DOI: 10.1055/s-0032-1322122
Paare in Kinderwunschbehandlung (PinK) – Ergebnisse eines mündlichen und schriftlichen Pre-Tests für eine prospektive Kohortenstudie
Einleitung: Die Prävalenz des unerfüllten Kinderwunschs in Deutschland ist methodisch schwer zu erfassen und wird je nach Definition auf 6 bis über 30% geschätzt [1]. Für die hohe sozialmedizinische Relevanz der Thematik spricht auch die Bedeutung medizinisch assistierter Reproduktion, mittels derer 2008 2,6% aller lebend geborenen Kinder gezeugt wurden [2,3]. Dies, obwohl Gesetzesänderungen im Jahr 2003 zu einem starken Rückgang der Inanspruchnahme führten [3]. Das PinK-Projekt will erstmals für Deutschland mögliche Barrieren auf dem Weg zur und Belastungen während der Kinderwunschbehandlung prospektiv erheben. Um Erreichbarkeit von Paaren in Kinderwunschtherapie, Studiendesign und das entwickelte Erhebungsinstrument der ersten Welle zu testen, wurden qualitative und quantitative Pre-Tests durchgeführt.
Daten/Methodik: Im Rahmen des PinK-Projektes sollen Paare kurz vor Behandlungsbeginn in einem der fünf rheinland-pfälzischen Kinderwunschzentren schriftlich befragt und zu einem späteren Zeitpunkt postalisch erneut kontaktiert werden. Zur Machbarkeitsprüfung wurde in vier der Zentren ein schriftlicher Pre-Test durchgeführt. Im Dezember 2011 wurden jedem Zentrum 10 Umschläge mit Studienunterlagen für Frau und Mann ausgehändigt. Enthalten waren jeweils Anschreiben, Fragebögen, Evaluationsbögen sowie Rücksendeumschläge für beide Partner. Die geschlechtsspezifischen Fragebögen enthielten 77 bzw. 71 Fragen zu Behandlungsbiografie, bevorstehender Behandlung, sozio-demographischen Merkmalen etc. die Evaluationsbögen elf Fragen zur Beurteilung von Fragebogen, künftiger Teilnahmebereitschaft und persönlichem Code zur Datenverknüpfung über verschiedene Erhebungswellen. Zum Aufklärungsgespräch über die erste Behandlung zur Erfüllung des aktuellen Kinderwunschs wurden die Umschläge durch das Praxispersonal an die Paare bzw. Frauen übergeben. Die Fragebögen wurden zu Hause ausgefüllt und anonym an die Studienzentrale gesendet. Ergänzend wurden im verbleibenden Zentrum sechs in Behandlung befindliche Paare für qualitative Interviews rekrutiert, die zwischen Dezember 2011 und März 2012 in der Studienzentrale durchgeführt wurden.
Ergebnisse: Bis zum 10.4.2012 gingen mit 45 Evaluationsbögen von Frauen (24) und Männern (21) mehr als 50% der 80 ausgeteilten Fragebögen in der Studienzentrale ein. Der Rücklauf variierte zwischen den Zentren stark (min. 4 Bögen, max. 19 Bögen). Darin bewerteten 34 Befragte (19 Frauen) die Fragebogenthemen als interessant oder sehr interessant, ein Befragter wählte nicht interessant. 26 Befragte (17 Frauen) fanden die Länge des Fragebogens genau richtig 15 Befragte (6 Frauen) etwas zu lang, 4 Befragte (1Frau) viel zu lang. Eine Befragte gab an, sich nicht vorstellen zu können, an einer einmaligen Wiederholungsbefragung teilzunehmen, 4 Personen (3 Frauen) konnten sich die Teilnahme an regelmäßigen Wiederholungsbefragungen nicht vorstellen. 2 Personen (1 Frau) gaben geringfügige Schwierigkeiten bei der Erstellung des persönlichen Codes an. In den qualitativen Interviews wurde eine sehr unterschiedliche Bearbeitungszeit für den Fragebogen deutlich, die scheinbar mit der persönlichen Belastung durch den unerfüllten Kinderwunsch im Zusammenhang steht. Durch die Interviews konnten schwierige und missverständlich formulierte Fragen aufgefunden und Änderungsvorschläge erarbeitet werden.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die Rücklaufquote kann als gut bewertet werden, wobei diese zentrumsspezifisch variiert. Dies ist auf die Motivation zur Teilnahme seitens des Praxispersonals, aber auch auf unterschiedlich gelagerte Patientengruppen zurückzuführen. Eine ausführliche Schulung vor Erhebungsbeginn und der Einsatz von Incentives für das Praxispersonal sind empfehlenswert. Die Bereitschaft und Machbarkeit für eine oder mehrere Wiederholungsbefragungen scheint gegeben. Insgesamt wurde das Erhebungsinstrument insbesondere von Frauen positiv bewertet. Sprachliche Änderungen und Kürzungen wurden gemäß dem qualitativen Pre-Test vorgenommen.
Literatur:
[1] Brähler E, Stöbel-Richter Y, Huinink J, Glander HJ. Zur Epidemiologie gewollter und ungewollter Kinderlosigkeit in Ost- und Westdeutschland. Reproduktionsmedizin 200117(3):157–162.
[2] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 2010, Wiesbaden 2010.
[3] Bühler K, Bals-Pratsch M, Kupka MS: DIR Annual 2009, J. Reproduktionsmed. Endokrinol 2010 7 (6), 470–497.