Dialyse aktuell 2012; 16(06): 363
DOI: 10.1055/s-0032-1322463
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Angiogenesehemmung bei mRCC – Kombination mit reduziertem IFN verringert Nebenwirkungen

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Publication Date:
19 July 2012 (online)

 

Die Kombination Bevacizumab (Avastin®) plus Interferon-alpha (IFN) ist zugelassen für die Therapie von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC). Reduziert man in diesem Behandlungsregime das Interferon – 3 Millionen I.E. statt 9 Millionen I.E. – verringern sich die Nebenwirkungen, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Unerwünschte Wirkungen aller Grade wie Pyrexie, Fatigue und Asthenie, Übelkeit, grippeähnliche Symptome, Schüttelfrost oder Depression, die überwiegend IFN-assoziiert sind, treten deutlich seltener auf, wie Prof. Christian Doehn, Lübeck, in Hamburg berichtete.

Das hatten bereits retrospektive Subgruppenanalysen der AVOREN-Studie [ 1 ] gezeigt. Die Studie wies nach, dass die zusätzliche Gabe des Angiogenesehemmers das progressionsfreie Überleben (PFS) um 5 Monate (10,2 Monate vs. 5,4 Monate) verlängert und die Ansprechrate von 13 % auf 31 % steigert. Bei Patienten, die aufgrund von Unverträglichkeiten die IFN-Dosis reduzieren mussten, verbesserte sich die Verträglichkeit der Therapie, bei erhaltener Effektivität. Das Gesamtüberleben war für diese Patienten mit 26 Monaten fast 3 Monate länger als in der Gruppe ohne IFN-Reduktion [ 2 ].

"Das war die Basis für die BEVLiN-Studie [ 3 ], die jetzt prospektive Daten liefert", sagte Doehn. Die Ergebnisse der Zwischenauswertung wurden erstmals auf dem ASCO 2011 präsentiert. Die einarmige Phase-II-Studie vergleicht die Kombination Bevacizumab (10 mg/kg alle 2 Wochen) plus niedrig dosiertes IFN (3 Millionen I.E. 3 Mal pro Woche) bei 147 unbehandelten, nephrektomierten mRCC-Patienten mit dem historischen Kollektiv aus AVOREN (n = 272), das 9 Millionen I.E. IFN erhalten hatte.

Hinsichtlich der Patientencharakteristika waren beide Kollektive vergleichbar, so Doehn. Primäre Endpunkte waren die Verträglichkeit und das PFS. Bei einer Nachbeobachtung von 15,3 Monaten waren IFN-assoziierte Nebenwirkungen (alle Grade und Grad ≥ 3) wie erwartet in der BEVLiN-Gruppe seltener als in der Kontrollgruppe. Das PFS verlängerte sich gegenüber dem AVOREN-Kollektiv um 4,3 Monate auf 14,8 Monate. Das mediane Gesamtüberleben wurde bisher nicht erreicht.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: "Meet the Expert Avastin RCC", veranstaltet von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen, auf dem 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), Hamburg

 
  • Literatur

  • 1 Escudier B et al. Lancet 2007; 370: 2103-2111
  • 2 Escudier B et al. J Clin Oncol 2010; 13: 2144-2150
  • 3 Melichar B et al. J Clin Oncol 2011; 29 abstract 4546