Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - FV40
DOI: 10.1055/s-0032-1322997

'Was mache ich nur wenn meine Frau stirbt?' – Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Vätern minderjähriger Kinder

F Kühne 1, T Krattenmacher 1, C Bergelt 2, AL Bierbaum 3, HH Flechtner 4, W Herzog 5, K von Klitzing 6, G Romer 1, B Möller 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychotherapie und Psychosomatik, Hamburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Psychologie, Hamburg, Germany
  • 3Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin, Germany
  • 4Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Magdeburg, Germany
  • 5Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Germany
  • 6Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Leipzig, Germany

Fragestellung: Die terminale Krebserkrankung einer Lebenspartnerin kann eine besondere Herausforderung sein, wenn Väter Aufgaben in Erziehung und Haushalt von ihrer Frau übernehmen, aber gleichsam ihre eigene psychische Belastung bewältigen und sich mit dem Thema Abschied auseinander setzen müssen. Dennoch gibt es bisher wenige empirische Studien, die Väter in dieser Lebenssituation in den Fokus nehmen und ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQOL) genauer betrachten.

Methodik: Fragebogenerhebung (Erfassung der HRQOL mittels SF-8) von Vätern minderjähriger Kinder vor Beginn eines präventiven Familienberatungsangebotes (t1) an 5 Zentren in Deutschland zwischen 09/2009–06/2011 im Rahmen eines von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojektes. Berechnung von deskriptiven Statistiken, t-Tests für Gruppen- und Normvergleiche sowie Pearsons Korrelationskoeffizienten.

Ergebnis: Väter minderjähriger Kinder (n=26) waren im Mittel 45,31 (SD=5,97) Jahre alt. 87,5% (n=21) beschrieben sich als in der letzten Woche durch die Erkrankung der Partnerin stark oder sehr stark seelisch belastet. Verglichen mit der deutschen Normstichprobe (Ellert et al. 2005) gaben Väter geringere Werte auf den Skalen soziale Funktionsfähigkeit (p=,041), emotionale Rollenfunktion (p<0,001) und psychisches Wohlbefinden (p<0,001) an. Allerdings unterschieden sie sich nicht signifikant von Vätern mit Partnerinnen in anderen Erkrankungsphasen hinsichtlich der körperlichen und psychischen Summenscores (p>0,05). Die bivariaten Zusammenhänge mit Ängstlichkeit und Depressivität (HADS) waren moderat bis hoch (r=-0,479 bis r=-0,675; p<0,001).

Schlussfolgerung: Eine mögliche mehrfache Belastung der Väter bildete sich auf Dimensionen der psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität ab. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Väter stärker als bisher zu unterstützen und bewusst in die psychosoziale Versorgung während der gesamten Erkrankungsphase der Partnerin einzubeziehen.