Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - QB_20
DOI: 10.1055/s-0032-1323124

Evaluation einer Implementierung von Palliativversorgung in Pflegeheimen

D Pfister 1, M Müller 1, F Grützner 2, S Müller 2, L Radbruch 2
  • 1Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg, ALPHA-Rheinland, Bonn, Germany
  • 2Universitätsklinik Bonn, Klinik für Palliativmedizin, Bonn, Germany

Hintergrund: Große Träger initiieren Programme, um Palliativversorgung zu implementieren. In Aachen wird eine Implementierung von der Servicestelle Hospiz über einen Zeitraum von 2–4 Jahren durchgeführt. Die Heime erhalten ein individuelles Profil von Fortbildungen. Dieser Prozess wird erstmalig in Deutschland quantitativ evaluiert.

Methoden: Der Bonner Palliativwissenstest wurde für die Anwendung in Pflegeheimen validiert. Er enthält 23 Items zum Wissen und 15 zur spezifischen Selbstwirksamkeit in Bezug auf die speziellen Anforderungen von Palliativversorgung in Pflegeheimen. Der Test wurde im November 2011 (T1) und im November 2012 (T2) in den Pflegeheimen durch die Heimleitung verteilt und anonym eingesammelt. Zum Vergleich der Messzeitpunkte wurden T-Tests für abhängige Stichproben gerechnet.

Ergebnis: Insgesamt nahmen 129 Pflegenden (T1) und 131 Pflegenden (T2) aus 6 Heimen teil (durchschnittliche Berufserfahrung 13,0 Jahre). Der Anteil der Teilnehmer mit Erfahrung in Palliativversorgung stieg von 16,4% auf 36,6% an. Der Gesamtmittelwert des Wissenstest stieg von T1=2,40 auf T2=2,44 an (nicht signifikant, p=0,30). Der Gesamtmittelwert der Selbstwirksamkeit sank von T1=1,68 auf T2=1,65 (nicht signifikant, p=0,31). Das Wissen nahm auch bei nicht geschulten Mitarbeiter zu, jedoch ebenfalls nicht signifikant (p=0,13).

Schlussfolgerungen: Wissen und Selbstwirksamkeit zur Palliativversorgung waren gering, die Verbesserungen nach einjähriger Implementierung waren nicht signifikant. In der Tendenz zeigte sich eine Zunahme des Wissens, die bei den noch nicht geschulten Mitarbeitern stärker ausfällt, was auf einen Multiplikatoren-Effekt hindeuten könnte. Die leichte Abnahme der Selbstwirksamkeit kann auf eine Überschätzung von Fähigkeiten bei unerfahrenen Mitarbeitern vor Schulung hinweisen. Möglicherweise benötigt der Prozess der Implementierung mehr Zeit, um ein signifikantes Ergebnis zu erzielen. In einem Jahr soll ein dritter Messzeitpunkt stattfinden.