Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A252
DOI: 10.1055/s-0032-1323415

Interaktion und Kommunikation im Krankenhaus – Welche Relevanz haben Schulbildung und soziale Schicht auf die subjektive Patientenwahrnehmung kommunikativer und interaktioneller Aspekte in der akutstationären Versorgung?

M Philippi 1, T Altenhöner 1, C Baczkiewicz 1, M Köhler 1
  • 1Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fakultät für Sozialwissenschaften, Department Gesundheit und Pflege, Saarbrücken

Hintergrund: Interaktion und Kommunikation im Behandlungsprozess scheinen wichtige Einflussfaktoren für Patientenzufriedenheit, subjektive Versorgungsqualität und Behandlungserfolg zu bilden [1; 2; 3]. Befunde deuten darauf hin, dass die Verständigung und Beziehung zwischen Patienten und Ärzten unter anderem von soziodemografischen und sozioökonomischen Patientenmerkmalen abhängig ist [4; 5].

Methoden: Zur Analyse wurden Daten einer standardisierten schriftlichen Befragung von Patienten sieben deutscher Akutkrankenhäuser genutzt. Neben soziodemographischen und sozioökonomischen Patientenmerkmalen wurde die psychische Belastung mit der Hospital Anxiety Depression Scale (HADS-D) und Aspekte der Interaktion und Kommunikation mit dem Kölner Patientenfragebogen (KPF) erfasst. Die Auswertung erfolgte anhand bivariater und multivariater Verfahren. Die Stichprobe umfasst 1340 Patienten. Das Durchschnittsalter betrug 55,8 Jahre, der Frauenanteil 43,9%.

Ergebnisse: Insgesamt scheinen Patienten mit der Beziehung zu und Kommunikation mit Ärzten und Pflegekräften zufrieden. Befragte mit maximal einem Hauptschulabschluss vertrauten den behandelnden Ärzten etwas weniger und fühlten sich stärker von ihnen vernachlässigt als Patienten mit höherer Schulbildung. Untere soziale Statusgruppen nahmen in der Behandlung durch Ärzte eine höhere Vernachlässigung wahr, sie fühlten sich häufiger als obere sozioökonomische Schichten von den Pflegekräften benachteiligt. Zudem sind bei ihnen subjektiv mehr medizinische Informationen offen geblieben.

Fazit: Die Studie bestätigt die Relevanz von Bildung und Schicht in Interaktion und Kommunikation zwischen Ärzten/Pflegekräften und Patienten. Aufgrund der Wichtigkeit dieser Aspekte im Behandlungsprozess sollten alle Akteure im Versorgungsprozess zu einer zielgruppenspezifischen Verständigung befähigt und Patienten dazu ermutigt werden, wahrgenommene Defizite in diesen Bereichen zu thematisieren.

Literatur: [1] Schaeffer, D. (2006). Bedarf an Patienteninformation über das Krankenhaus. Eine Literaturanalyse. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

[2] Clever, S.L., Jin, L., Levinson, W, Meltzer, D.O. (2008). Does Doctor-Patient Communication affect patient satisfaction with hospital care? Results of an analysis with a novel instrumental variable. Health Services Research 43(5p1): 1505 - 1519.

[3] Dibbelt, S., Schaidhammer, M., Fleischer, C. (2010). Patient-Arzt-Interaktion in der Rehabilitation: Gibt es einen Zusammenhang zwischen wahrgenommener Interaktionsqualität und langfristigen Behandlungsergebnissen? Rehabilitation 2010; 49: 315 - 325.

[4] Jennifer E. DeVoe, J.E., Wallace, L.S., Fryer, G.E. (2009). Measuring patients perceptions of communication with healthcare providers: Do differences in demographic and socioeconomic characteristics matter? Health Expectations 12(1): 70-80.

[5] Verlinde, E., De Laener, N., De Maesschalck, S., Deveugele, M., Willems, S. (2012). The social gradient in doctor-patient communication. International Journal for Equity in Health 2012, 11:12 doi:10.1186/1475-9276-11-12.