Einleitung:
Die IVGK ist ein Modell zur regionalen integrierten Versorgung einer Population nach
§ 140 SGB V, getragen von einem Public Health Verständnis und Salutogenese-Konzept,
finanziert über relative Einsparungen gegenüber der Durchschnittskostenentwicklung
in Deutschland [1,2,3].
Methode/Fragestellung:
In der IVGK sind überproportional viel alte, multimorbide Versicherte eingeschrieben.
Die interdisziplinäre Versorgung der Risiko-Patienten wird gemäß eines Chronic Care-Modells
gewährleistet. MFA, Physiotherapeuten oder Trainer in Sportvereinen betreuen u.a.
Patienten mit Herzinsuffizienz, Depression, Osteoporose, und Adipositas. Die Interventionen
basieren auf den Konzepten Salutogenese u. Shared Decision Making [4,5]. Zielvereinbarungen
zw. Patienten und Ärzten/Psychotherapeuten helfen bei der Umsetzung. Neben sekundärpräventiven
und versorgungssteuernden Interventionen werden in der IVGK auch primärpräventive
Interventionen realisiert. Ökonomisch basiert die IVGK auf ein Einsparcontracting
[6], wobei die Freiheit der Arztwahl in vollem Umfang erhalten bleibt. Berechnungsgrundlage
sind alle 31.000 Versicherten der AOK u. LKK im Kinzigtal, was eine Risikoselektion
ausschließt.
Ergebnisse:
Die Überlebensrate der eingeschriebenen Mitglieder in der IVGK ist von 2005–2010 deutlich
höher als die einer nach Propensity Scores gematchten Vergleichsgruppe von nicht eingeschriebenen
und vorwiegend bei anderen Ärzten behandelten Versicherten. Exemplarisch werden die
medizinischen Ergebnisse für Patienten mit Herzinsuffizienz, Osteoporose und Adipositas
vorgestellt. Darüber hinaus werden die wirtschaftlichen Ergebnisse der Gesamtintervention
und von Einzelinterventionen präsentiert.
Diskussion/Schlussfolgerungen:
Die positiven Effekte der Versorgungsprogramme zeigen sich sowohl im Gesundheitsnutzen
als auch bei den Kosten. Zu diskutieren ist, ob die Effekte sich langfristig verstärken
oder sich ein Niveau entwickelt, das keine Steigerungsmöglichkeiten erwarten lässt.
Literatur: [1] Amelung VE: Neue Versorgungsformen auf dem Prüfstand, in: Amelung VE, Hildebrandt
H, Eble S (Hrsg.): Innovatives Versorgungsmanagement – Neue Versorgungsformen auf
dem Prüfstand, Berlin, 2011, 3-16
[2] Hermann C, Hildebrandt H, Richter-Reichhelm M et al: Das Modell Gesundes Kinzigtal.
Managementgesellschaft organisiert Integrierte Versorgung einer definierten Population
auf Basis eines Einsparcontractings, Gesundheits- und Sozialpolitik 5-6/2006, 10-28
[3] Hildebrandt H et al: Integrierte regionale Versorgung in der Praxis: Ein Werkstattbericht
aus dem ,,Gesunden Kinzigtal‘‘, Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh.wesen (ZEFQ) 105,
2011, 585–589
[4] Hildebrandt H, Michalek H, Roth M: Integriertes Management auf Augenhöhe – Anforderungen
an eine konsistente Führungsphilosophie in IV Systemen am Beispiel Gesundes Kinzigtal,
in: Amelung et al: Innovatives Versorgungsmanagement, Berlin, 2011, 215 – 226
[5] Siegel A, Zimmermann L, Stößel U: Dimensionen der Patientenorientierung in der
Integrierten Versorgung am Beispiel Gesundes Kinzigtal, Public Health Forum 19 Heft
70, 2011, 15e1-15e3
[6] Hildebrandt H, Richter-Reichhelm M, Trojan A, Glaeske G und Hesselmann H: Die
Hohe Kunst der Anreize: Neue Vergütungsstrukturen im deutschen Gesundheitswesen und
der Bedarf für Systemlösungen, in: Sozialer Fortschritt 7/2009, 738-749
Einsparcontracting - Gesundes Kinzigtal - Integrierte Versorgung - Mortalitätsrate
- Salutogenese - Shared Decision Making