Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216(04): 156
DOI: 10.1055/s-0032-1323661
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

In eigener Sache

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 August 2012 (online)

„Interdisziplinarität“ ist ein Stichwort, dem in manchen Diskussionen unterstellt wird, es sei ein Modebegriff. Die Stichwortsuche nach „interdisciplinary“ in PubMed liefert früheste Treffer jedoch bereits aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es handelt sich um Arbeiten aus Psychiatrie, pädiatrischer Pflege, aber auch Rehabilitation und Kardiologie. Dieselbe Suche liefert im deutschen Sprachraum andere Ergebnisse. Stichproben bei den Datenbanken deutschsprachiger medizinischer Fachzeitschriften scheinen darauf zu deuten, dass das Stichwort „interdisziplinär“ erst ab den neunziger Jahren Eingang in deutschsprachige medizinische Fachpublikationen gefunden hat.

Die Medizin, die sich im weiteren Zusammenhang von Schwangerschaft und Geburt mit dem Fetus, dem Neugeborenen und der Mutter befasst, ist eines der ältesten und prominentesten Beispiele interdisziplinär arbeitender Medizin. Die Geschichte der „Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie“ spiegelt dabei wider, wie unter dem Einfluss der Differenzierung der Fachgebiete die Interdisziplinarität erst nach und nach terminologisch formuliert wird. Nach ihrer Gründung im Jahr 1877 hieß sie „Zeitschrift für Geburtshülfe und Frauenkrankheiten“, später „Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie“; 1972 wurde sie in „Zeitschrift für Geburtshilfe und Perinatologie“ umbenannt, und ab 1995 in „Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie“. Nicht erst, aber insbesondere seit dieser Zeit, in der auch die Organschaft der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin beschlossen wurde, darf die „ZGN“ als erklärtermaßen interdisziplinäre Zeitschrift angesehen werden.

Das Herausgeberboard der ZGN ist seither mit Bedacht aus Neonatologen und Geburtshelfern zusammengesetzt. Die Verantwortung des leitenden Herausgebers wechselte zwischen Vertretern der beiden Fächer. Mit dieser Ausgabe übernimmt der Neonatologe und pädiatrische Intensivmediziner Professor Dominique Singer, Hamburg, das Amt vom Geburtshelfer Professor Schmidt, Marburg. Zudem sind Professor Rolf F. Maier und Professor Karl T. M. Schneider aus dem Herausgeberboard in den Beirat gewechselt.

Es mag wie ein Spiegel der Besonderheiten arbeitenden Perinatalmedizin erscheinen, wie das Board der Herausgeber der ZGN über die Fächergrenzen hinweg zusammenarbeitet: interdisziplinär konsensorientiert, mit argumentativer Genauigkeit, unter dem Primat wissenschaftlicher Qualität und unter Berücksichtigung der Belange der Fachgesellschaft sowie der benachbarten und kooperierenden Verbände. Die Übergabe der Federführung und gleichzeitige Verabschiedung zweier Boardmitglieder ist daher Anlass, zunächst einmal dem Board insgesamt für eine außergewöhnliche und gerade in der Kooperation kreative Arbeit zu danken. Dank gilt Professor Schneider und Professor Maier für ihr langjähriges Engagement – und selbstverständlich Professor Schmidt, der die Federführung der Zeitschrift im Geist der kollegialen Beratung und der Einladung zum Dialog interpretiert hat, wovon unter anderem die attraktiven Schwerpunktausgaben zeugen, die er inspiriert hat. Dass im neu formierten Editorial Board neben Professor Schmidt auch Professor Speer und Professor Rath ihre Expertise weiterhin zur Verfügung stellen, bürgt für die Kontinuität in der Zeitschrift, die sich als das einzige Fachorgan seiner Art in unserem Sprachraum einen ausgezeichneten Namen gemacht hat.

Der Verlag freut sich, gemeinsam mit Professor Singer und Frau Dr. Diemert, die – selbst Geburtshelferin und Assistant Editor im neuen Hamburger Editorial Office – ein neues interdisziplinäres Kapitel in der erfolgreichen Geschichte der ZGN aufzuschlagen!

Der Verlag