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DOI: 10.1055/s-0032-1323748
Wichtiges Glied in der Behandlungskette
12. Rehabilitationswissenschaftliches Symposium am 11. November 201112th Symposium for Research in Rehabilitation, 11th November 2011Publication History
Publication Date:
17 October 2012 (online)
Sei es nach einer Krebserkrankung, einem Schlaganfall, einer Knie- oder Hüftgelenksoperation – zahlreiche Diagnosen machen neben der medizinischen Behandlung eine Rehabilitation erforderlich, um die körperlichen, sozialen und beruflichen Fähigkeiten zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Neben der ambulanten und stationären Versorgung ist die Rehabilitation fester Bestandteil der Behandlungskette. Der „Rehabilitation als Brückenpfeiler der medizinischen Versorgung und beruflichen Integration“ widmete sich das 12. Rehabilitationswissenschaftliche Symposium am 11. November 2011 in Jena.
Reha vor Rente – die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess ist ein wichtiges Anliegen der beruflichen Rehabilitation. Um diese gezielt durchzuführen, müssen wir die physischen und psychischen Anforderungen des Arbeitsplatzes kennen. Wie diese exakt analysiert und die Erkenntnisse in evidenzbasierten Empfehlungen verankert werden können, haben wir auf dem Jenaer Symposium intensiv diskutiert. Darin einbezogen waren auch Studien, die das Institut für Physiotherapie am Universitätsklinikum Jena und die m&i-Fachklinik Bad Liebenstein gemeinsam mit mehreren Thüringer Unternehmen durchgeführt haben. Dabei wurden verschiedene Modelle der arbeitsplatzbezogenen muskuloskelettalen Rehabilitation überprüft und wichtige Erkenntnisse über deren Praxistauglichkeit gewonnen.
Erkrankungen des Bewegungssystems spielen bei der Rehabilitation eine ganz besondere Rolle. Außerordentlich wichtig ist es, die Probleme möglichst frühzeitig zu erkennen und mittels Sekundär- und Tertiärprävention schweren oder irreversiblen Erkrankungen des Bewegungssystems entgegenzuwirken. Und zwar möglichst aktiv. Deshalb sind in den letzten Jahren neben Massagen und Elektrotherapien aktivierende trainingstherapeutische Maßnahmen stärker in den Vordergrund getreten, die die Konditionierung und Belastbarkeit der Patienten verbessern. Schließlich gibt es auch in der modernen Arbeitswelt Tätigkeiten, die mit einer höheren physischen Belastung verbunden sind. Und da wir auch künftig nicht alle körperlichen Belastungen vermeiden können und dürfen, sollten wir unseren Körper und vor allem das Bewegungssystem darauf bestmöglich vorbereiten.
Dass Sport die physische und psychische Belastbarkeit verbessert, ist seit langem bekannt. Positiv ist, dass sich in den letzten Jahren auch die Bereitschaft, Sport zu treiben, deutlich erhöht hat. Zu dieser Entwicklung hat neben den vielfältigen Angeboten im Freizeitbereich auch das Engagement vieler Arbeitgeber beim Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements beigetragen, das wir auch am Universitätsklinikum Jena etabliert haben. Wir untersuchen in diesem Zusammenhang derzeit unter anderem Problemarbeitsplätze mit besonderen körperlichen oder Stressbelastungen und informieren die dort tätigen Mitarbeiter über aktive Präventionsmöglichkeiten.
Während körperliche und psychische Belastungen seit langem im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehen, findet die Lärmbelastung deutlich seltener Beachtung. Dabei ist das Problem allgegenwärtig, es hat sich in den letzten Jahrzehnten allerdings vom Arbeitsleben in den Alltag verlagert. Dazu gehört der ganz normale Straßenlärm, v. a. in Großstädten, dem man sich nur schwer entziehen kann, und der im niedrigen Frequenzbereich mit Vibrationen verbunden ist, die sich auf das gesamte vegetative Nervensystem auswirken. Bei jungen Menschen kommt die Lärmbelastung in Discotheken und bei Konzerten hinzu, ebenso die Dauerbeschallung über MP3-Player und andere Geräte, die dem Gehör keine Ruhepausen mehr gönnen. All dies ist nicht nur mit Gefahren für das Hörvermögen verbunden, auch die Kommunikation und die Sicherheit im Alltag werden beeinträchtigt. Denn auch der Mensch des 21. Jahrhunderts orientiert sich nicht nur visuell, sondern auch akustisch.
Wichtig ist, dass Patienten mit einer angeborenen bzw. erworbenen Schwerhörigkeit oder Taubheit gut über Therapie- und Rehabilitationsmöglichkeiten sowie rechtliche Fragen informiert sind. Eine auf der Jenaer Tagung vorgestellte Studie zeigt, dass die Betroffenen überwiegend gut Bescheid wissen und dass sie zur besseren Integration in den Alltag und in die Arbeitswelt zunehmend die moderne Kommunikationstechnik nutzen.
Häufig mit sehr schweren Verläufen geht das septische Multiorganversagen einher. Um bestmögliche Ergebnisse zu erreichen, sollte die Rehabilitation möglichst frühzeitig, das heißt noch im Krankenhaus, beginnen. Bei der Verbesserung der Konditionierung und der Behandlung von Bewegungseinschränkungen arbeiten wir deshalb am Universitätsklinikum Jena eng mit der Akutmedizin zusammen. Ebenso wichtig ist die posttraumatische Verarbeitung der Sepsis. Wir benötigen deshalb auch eine intensive psychotherapeutische Betreuung der Sepsis-Patienten, denn wer psychisch stabil ist, kann auch mit körperlichen Einschränkungen besser umgehen. Deshalb wurden während des Symposiums verschiedene neue Ansätze in der Akutmedizin und Rehabilitation erläutert und das interdisziplinäre Netzwerk, das vom Sepsis-Spezialisten bis zum Hausarzt reicht, vorgestellt.
Während der gut besuchten Veranstaltung, die in Zusammenarbeit folgender Vereinigungen und Institutionen
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Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (GfR) e.V.
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Forschungsverbund Rehabilitationswissenschaften Sachsen-Anhalt/Thüringen (SAT)
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Rehabilitationswissenschaftlicher Verbund Berlin, Brandenburg und Sachsen (BBS)
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Friedrich-Schiller-Universität Jena, Universitätsklinikum Jena und Institut für Physiotherapie
organisiert und durchgeführt wurde, entstand die Idee, Vorträge in einem Themenheft unserer Zeitschrift zu publizieren.
Dies liegt nun vor und wir wünschen unseren Lesern Informationsgewinn und Anregungen für die tägliche Praxis.