Z Gastroenterol 2012; 50 - V12
DOI: 10.1055/s-0032-1323861

Prädiktoren für die spätere Notwendigkeit einer immunsuppressiven Therapie im frühen Verlauf der Colitis ulcerosa

C Schmidt 1, L Beltz 2, B Bokemeyer 3, D Hüppe 4, W Kruis 5, S Nikolaus 6, JC Preiss 7, A Sturm 8, N Teich 9, A Stallmach 2
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
  • 3Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Minden, Germany
  • 4Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Herne, Germany
  • 5Evangelisches Krankenhaus Köln Kalk, Köln, Germany
  • 6Christian Albrechts-Universität, Kiel, Germany
  • 7Charite, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany
  • 8Charite, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Berlin, Germany
  • 9Internistiche Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, Leipzig, Germany

Der klinische Verlauf der Colitis ulcerosa (CU) ist sehr variabel. Nur ein Teil der Patient erfährt einen progressiven Erkrankungsverlauf, der eine immunsuppressive Therapie (IT) erfordert. Zuverlässige, nicht-invasive klinische Parameter, die Patienten mit einem Risiko für eine nachfolgende IT identifizieren, sind noch nicht ausreichend etabliert.

Wir führten eine retrospektive, multizentrische Analyse an CU-Patienten aus 8 deutschen tertiären CED Zentren durch. Die Patienten abhängig von der Notwendigkeit einer immunsuppressiven Therapie im weiteren Erkrankungsverlauf in zwei Gruppen eingeteilt. Demographische Daten, klinische und Laborparameter während der ersten 3 Monate nach der ED der CU sowie die Auswirkungen der initialen Therapie wurden zwischen diesen Gruppen verglichen.

Bei 104 (39,7%) der 262 CU-Patienten wurde eine IT erforderlich. Diese Patienten wurden während des ersten Erkrankungsschubes signifikant häufiger stationär behandelt, litten häufiger unter extraintestinalen Manifestationen, hatten eine größere Ausdehnung der Colitis, wurden häufiger mittels systemischer Steroide therapiert und sprachen schlechter auf diese Behandlung an. Alter zum Zeitpunkt der Diagnose (OR 0,981 pro Jahr), Geschlecht (OR 1,33 für Frauen), Ausdehnung der Erkrankung (OR 1,4–2,1 im Vergleich zu Proktitis), ein stationärer Krankenhausaufenthalt (OR 2,5) und eine Steroidtherapie beim ersten Schub (OR 2,4) sowie die Wirkung der ersten Steroidtherapie (OR 5,2–50,8 im Vergleich zu keinen Steroiden) wurden verwendet, um ein prognostisches Modell zur Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer immunsuppressiven Therapie im Erkrankungsverlauf zu entwickeln. Diese Wahrscheinlichkeit liegt zwischen <2% und 100% nach 5 Jahren, abhängig von der Konstellation der individuellen Risikofaktoren.

Die beschriebenen einfachen klinischen Parameter können einen progressiven Erkrankungsverlauf im frühen Stadium der CU vorhersagen. Unser Modell auf Basis dieser Parameter ermöglicht eine individuelle Abschätzung des Risikos, einen progressiven Krankheitsverlauf zu entwickeln. Somit kann dieses Modell die Entscheidungsfindung unterstützen, ob Patienten bereits früh im Krankheitsverlauf immunsuppressiv behandelt werden sollten, oder aber eine immunsuppressive Therapie vermieden werden kann.

Optimiertes Management der Colitis ulcerosa
Freitag, 21. September 2012/10:00–11:30/Saal B