Z Gastroenterol 2012; 50 - V30
DOI: 10.1055/s-0032-1323879

Kohlenhydratmalabsorption ist eine häufige Ursache unklarer abdomineller Beschwerden

M Goebel-Stengel 1, A Stengel 2, P Kobelt 2, I van der Voort 2, M Schmidtmann 1, H Mönnikes 1
  • 1Martin-Luther Krankenhaus, Klinik für Innere Medizin, Institus für Neurogastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Klinik für Innere Medizin und Dermatologie mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Germany

Die Kohlenhydratmalabsorption kann gastrointestinale Symptome verursachen und führt zu erhöhten endexspiratorischen Werten von Wasserstoff (H2). Die Studienlage zur Prävalenz in großen Patientenkollektiven ist ungenügend. Das Ziel der Studie war, die Prävalenz der Kohlenhydratmalabsorption mittels H2-Atemtest in einer großen Studienkohorte zu untersuchen, welche sich aufgrund vielfältiger gastrointestinaler Beschwerden, die mittels eines standardisierten Symptomfragebogens evaluiert wurden, vorstellte,. 2390 Patienten (˜49,6 Jahre, 806Männer, 1584 Frauen) führten einen standardisierten H2-Atemtest mit 50g Laktose und 50g Fruktose durch und dokumentierten ihre Symptome. Zeigten beide Tests einen früh-signifikanten Anstieg, so durchliefen sie zusätzlich einen Test mit 50g Glukose. Patienten mit erhöhten H2-Konzentrationen im 50g Fruktosetest durchliefen zusätzlich einen 25g Fruktose-Atemtest.

35,5% aller Patienten mit unklaren gastrointestinalen Beschwerden waren laktoseintolerant und 63,3% Fruktosemalabsorbierer, d.h. sie hatten sowohl Beschwerden als auch einen signifikanten H2-Anstieg nach Einnahme von 50g des entsprechenden Zuckers. 557 Patienten führten zusätzlich einen Atemtest mit 25g Fruktose durch. Von diesen hatten 226 Patienten Symptome verbunden mit pathologischen H2-Konzentrationen. Patienten mit schwerer Fruktosemalabsorption (im Test mit 25g Fruktose) hatten signifikant höhere endexspiratorische H2-Werte als die moderaten Fruktosemalabsorbierer (P<0,001). Eine kombinierte Kohlenhydratmalabsorption lag bei 34,7% vor. Im zusätzlichen Glukose-Atemtest zeigten 103 Patienten einen früh-signikanten H2-Anstieg, welcher ein Indikator für das Vorliegen einer IBF ist (4,3% der Gesamtstudienpopulation). Patienten mit IBF waren signifikant älter als Patienten ohne IBF (P<0,001). Dies ist die größte Studienpopulation, in welcher das Vorliegen einer Kohlenhydratmalabsorption, einer häufigen aber dennoch unterschätzten Erkrankung, untersucht wurde. Weitere Studien müssen die Prävalenz der Kohlenhydratmalabsorption in der Normalbevölkerung evaluieren. Die Diagnose einer Kohlenhydratmalabsorption kann mittels H2-Atemtest einfach gestellt werden und sollte bei Patienten mit unklaren abdominellen Beschwerden öfter in Betracht gezogen werden.

Update: Gastroenterologische Funktionsdiagnostik
Donnerstag, 20. September 2012/08:30–10:00/Saal C