Z Gastroenterol 2012; 50 - V34
DOI: 10.1055/s-0032-1323883

Zusammenhänge zwischen viszeralem und somatischem Schmerzempfinden bei gesunden Probanden

B Horing 1, H Kugel 1, V Brenner 1, P Enck 1
  • 1Innere Medizin VI, Tuebingen, Germany

Patienten mit Reizdarmsyndrom haben verringerte Schmerzschwellen für viszerale Stimuli aber zu ihrer somatischen Schmerzempfindlichkeit liegen widersprüchliche Daten vor. Die somatische und viszerale Sensibilität ist bei Gesunden selten untersucht worden.

Methoden: Wir untersuchten bei gesunden Männern (N=24) und Frauen (N=21) zwischen 20 und 35 (25,8±3,8) Jahre die viszerale (Rektumdehnung) und die somatische Schmerzempfindlichkeit (Temperaturreize an der Hand) mittels Barostat (G&J Barostat, Missisauga, ON, Kanada) mit aufsteigenden Druckapplikationen (double-random staircase-Methode) (in mmHg) sowie einer Termode (TSA II, Medoc Ltd, Ramat Yishai, Israel) mit dreifacher Schwellenbestimmung (ascending methods of limits-Methode) für Hitze- und Kälteschmerz (in °C) in randomisierter Sequenz. Die Schwellenwerte wurde zueinander in Beziehung gesetzt.

Ergebnisse: Die Schmerzschwellenwerte für Hitze, Kälte und Druck waren normalverteilt und lagen im Mittel bei 43,1±3,7 Grad, 11,9±6,5 Grad bzw. 26,7±8,3mmHg, Hitze- und Kälte-Schmerzschwellen waren hoch negativ korreliert (r=–0,685, p<0,001), während die Schwelle für Dehnungsschmerz sowohl mit der Hitzeschwelle (r=0,408, p=0,007) (Abb.) als auch mit der Kälteschwelle (r=–0,339, p=0,024) assoziiert waren. Es fand sich kein Einfluss des Geschlechts oder Alters auf diese Messungen.

Abb.1: Druck vs. Hitzeschmerz

Schlussfolgerungen: Bei Probanden ist die Schmerzempfindlichkeit eine von der jeweiligen Modalität unabhängige Messgröße. Hyperalgesie bei Schmerzpatienten sollte daher unabhängig von der Modalität sein (Hinweis auf eine Störung der zentralen Verarbeitung), es sein denn es liegt eine Dissoziation verschiedener afferenter Schmerzsysteme vor (Hinweis auf eine – periphere – Störung)

Unterstützt mit Mitteln der DFG, En 50/30–1 in FOR 1328

Vision schmerzfreie Viszeralmedizin
Donnerstag, 20. September 2012/15:00–16:30/Saal 7