Z Gastroenterol 2012; 50 - V40
DOI: 10.1055/s-0032-1323889

Untersuchungen zur Aufnahme von Mikro- Makronährstoffen bei Patienten mit Zöliakie. Ergebnisse einer deutschen Ernährungserhebung

J Martin 1, 2, T Geisel 1, 2, K Krieger 3, J Stein 1, 2, 3
  • 1Crohn Colitis Centrum Rhein-Main, Frankfurt, Germany
  • 2Institute of Nutritional Science University of Gießen, Gießen, Germany
  • 3Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt, Germany

Hintergrund: Die bislang einzige Behandlungsmaßnahme der Zöliakie ist eine lebenslang glutenfreie Ernährung (GFE). Da Gluten in allen einheimischen Getreidearten enthalten ist, entfallen bei der Einhaltung einer GFE daraus erzeugte Produkte. Bislang liegen nur unzureichende Daten zur Aufnahme einzelner Nährstoffe unter einer GFE vor.

Ziel: Ziel war es, die Nährstoffzusammensetzung einer GFE von 14–80-Jährigen Zöliakie-Patienten aufzuklären und mit einer nicht-GFE einer repräsentativen deutschen Population ohne Zöliakie zu vergleichen.

Methoden: Von August bis Oktober 2012 wurden 1000 Patienten (600 Erwachsene, 400 Kinder und Jugendliche) von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft eingeladen, prospektiv ein 7-Tage Ernährungsprotokoll und einen Ernährungsfragebogen auszufüllen. Es wurden 121 Ernährungsprotokolle zurück gesandt, wovon 114 auswertbar waren. Die Daten wurden auf ihre Nährstoffzusammensetzung untersucht und mit den DACH-Referenzwerten sowie den Daten der Deutschen Nationalen Verzehrstudie II (DNVS II, 2008; 1) verglichen.

Ergebnisse: Bei männlichen Zöliakie-Patienten bestand im Vergleich zur DNVS II kein signifikanter Unterschied in der Aufnahme der Makronährstoffe. Sie nahmen jedoch weniger Ballaststoffe (p=0,003), Vit. E (p=0,005), B1 (p=0,01), B2 (p=0,002), B6 (p<0,001), Folsäure (p<0,001), Magnesium (p<0,001) und Eisen (p=0,009) zu sich. Patientinnen nahmen im Vergleich mit der DNVS II bei signifikant höherer Energieaufnahme (p=0,048) mehr Fett (p=0,01) und weniger Kohlenhydrate (p<0,001) auf. Zudem lag bei ihnen eine niedrigere Aufnahme an Vit. A (p=0,002), B1 (p<0,001), B2 (p=0,001), B6 (p<0,001), Folsäure (<0,001), Magnesium (p=0,03) und Eisen (p<0,001) vor.

Schlussfolgerung: Die Studie untersuchte erstmalig die Aufnahme von Nährstoffen bei deutschen Zöliakie-Patienten im Vergleich mit einer deutschen Referenzpopulation (DNVS II, 2008; 1). Bei Frauen und Männer mit Zöliakie wurden signifikant niedrigere Aufnahmen zahlreicher Mikronährstoffe beobachtet. Bei den Patientinnen fand sich zudem eine ungünstige Zusammensetzung der Makronährstoffe. Dies sollte bei Diagnose und Behandlung von Zöliakie-Betroffenen berücksichtigt werden.

Literatur: (1) http://www.was-esse-ich.de/index.php? id=74

Ernährungsempfehlungen bei gastrointestinalen Erkrankungen
Freitag, 21. September 2012/08:00–09:30/Saal B