Einleitung & Problemstellung: Ein zunehmendes und gravierendes Problem der ERCP liegt im Bereich Ausbildung und
Training. Als Alternative zum ohne Zweifel unethischen Lernen am Patienten bedarf
es eines anatomisch korrekten Trainingsmodells, das unlimitierte Wiederholung aller
Interventionen ermöglicht, keine Hygienebeschränkungen hat und den Einsatz von herkömmlichem
Equipment erlaubt. Die bislang vorhandenen Trainingsmodelle erfüllen diese Forderungen
nicht: Das Training am lebenden Schwein ist mit sehr hohen Kosten und Organisationsaufwand
verbunden und ethisch problematisch. Entscheidende Nachteile sind zudem eine vom Menschen
abweichende Anatomie und die Limitierung der Interventionen. Dasselbe gilt für Biomodelle,
die zudem unter mangelnder Ästhetik leiden und hygienisch bedenklich sind. Einfache
Plastikmodelle lassen Realitätsnähe und die entscheidende Haptik vermissen. Letzteres
gilt auch für Computermodelle, die außerdem extrem teuer und nur bedingt realitätsnah
sind.
Methodik & Ergebnis: Mit dem neuartigen Tübinger Biliphanten ist ein aus Kunststoffen und künstlichen
Geweben aufgebautes Hands-on-Phantom entstanden, das der aus Patientendaten generierten
menschlichen Anatomie exakt entspricht und eine nahezu patientenidentische Haptik
bietet. Durch variablen Austausch einzelner Module ist jeder Trainingsschritt beliebig
oft wiederholbar. Endoskopisch und radiologisch zugänglich sind der gesamte obere
GIT, das Gallengangsystem (bis in die Gänge 3. Ordnung) und der Pankreasgang.
Die getrennte Sondierung beider Gangsysteme (sogar ohne Röntgendurchleuchtung!) kann
ebenso hands-on trainiert werden, wie Papillotomien in allen Varianten, Stenosetherapien
mit Bougierung, Ballondilatation, Platzierung von Plastik- und Metallstents sowie
Steintherapie (Lithotripsie, Extraktion etc.). In der weiteren Entwicklung sind u.a.
Blutungssimulation bei der Papillotomie sowie Pankreas-Eingriffe.
Schlussfolgerung: Das Tübinger Hands-on-Phantom ‚Biliphant' stellt eine neue Qualität von Trainingsmodellen
für die ERCP dar und bietet:
-
nachhaltige Trainingseffekte durch exakte menschliche Anatomie,
-
realistische Oberflächeneigenschaften und Haptik,
-
ein hygienisch und ethisch unbedenkliches Phantom (tiermaterialfrei!) sowie
-
modularen Aufbau für optimierte Didaktik.
Ausbildung und Training in der Endoskopie
Donnerstag, 20. September 2012/08:30–10:00/Saal E