Z Gastroenterol 2012; 50 - V45
DOI: 10.1055/s-0032-1323894

Evaluation der 3-Tesla-Magnetresonanz-Kolonografie im Vergleich zur konventionellen Koloskopie in der Vorsorge des kolorektalen Karzinoms

R Hüneburg 1, GM Kukuk 2, C Endler 1, J Nattermann 1, T Sauerbruch 1, WA Willinek 2, V Schmitz 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 2Radiologische Klinik, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany

Einleitung: In Deutschland erkrankten im Jahr 2010 73.000 Menschen an einem kolorektalen Karzinom, fast 27.000 Patienten verstarben an dieser Krankheit. Somit sind eine Verbesserung der Vorsorge und die Entwicklung anderer Vorsorgemethoden mit verbesserter Akzeptanz notwendig. So wurde bereits im Jahr 2008 die CT-Kolonografie in den USA in den Leitlinien als adäquate Vorsorgemethode empfohlen.

Um eine Strahlenbelastung zu vermeiden, evaluierten wir die Adenomdetektionsrate der virtuellen Koloskopie mittels 3-Tesla-MRT im Vergleich zur konventionellen Koloskopie. Die meisten bisher erhobenen Daten zur MR-Kolonografie wurden mit 1,5-Tesla-MRT durchgeführt.

Methoden: 25 Patienten mit Indikation zur Koloskopie wurden nach erfolgter Aufklärung prospektiv in die Studie eingeschlossen. Nach regulärer Vorbereitung erfolgte zuerst eine MR-Kolonografie, direkt am selben Tag die Koloskopie. Zum Untersuchungszeitpunkt waren Untersucher und Assistenzpersonal bezüglich des MRT-Ergebnisses geblindet. Nach Beendigung der Koloskopie erfolgte eine umgehende Befundbesprechung.

Ergebnisse: Das Durchschnitssalter der Patienten betrug 57,6 (±12) Jahre, 17/25 (68%) waren männlichen Geschlechts. Bei 19 Patienten erfolgte die Koloskopie im Rahmen der Vorsorge, bei 6 Patienten erfolgte die Untersuchung zur Nachsorge nach Polypektomie. Die Untersuchungsdauer der MR-Kolonografie betrug 14,2 Minuten (±1,4), die Rückzugszeit der Koloskopie 13,3 Minuten (±4,7).

Im Rahmen der Koloskopie wurden 28 tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasien entdeckt im Vergleich zu 1 tubulären Adenom im MRT (p=0,001). Im Bezug auf die Größe zeigten sich 4 Adenome >10mm, die restlichen Läsionen waren <5mm groß. Das im MRT detektierte Adenom war <5mm.

Weiterhin wurden in der Koloskopie 19 hyperplastische Polypen im Vergleich zu 1 hyperplastischen Polypen im Rahmen der MRT-Untersuchung detektiert (p=0,004). Eine maligne Infiltration durch ein Magenkarzinom wurde durch beide Untersuchungsmethoden detektiert.

Alle im MRT nicht detektierten Läsionen waren flach nach Paris-Klassifikation.

Schlussfolgerung: Die MR-Kolonografie ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Alternative zur konventionellen Koloskopie im Bezug auf die Adenomdetektionsrate. Flache Läsionen werden nicht ausreichend detektiert.

Das ‚unnötige‘ Karzinom: Was leistet die Darmkrebsvorsorge tatsächlich? in Zusammenarbeit mit der Stiftung LebensBlicke
Donnerstag, 20. September 2012/17:00–18:30/Saal B