Z Gastroenterol 2012; 50 - V49
DOI: 10.1055/s-0032-1323898

Die sekundär sklerosierende Cholangitis nach Intensivaufenthalt: Bilirubin und Nierenfunktion sind Prädiktoren für Mortalität

T Voigtländer 1, A Negm 1, A Schneider 1, C Strassburg 1, MP Manns 1, J Wedemeyer 2, T Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • 2Klinikum Robert Koch, Gehrden, Germany

Einleitung: Die sekundär sklerosierende Cholangitis (SSC) bei kritisch kranken Patienten ist eine zunehmend beschriebene und dennoch unterdiagnostizierte Krankheitsentität mit schlechter Prognose.

Ziele: Analyse von SSC-Patienten hinsichtlich Risiko- und prognostischer Faktoren, Evaluation diagnostischer Verfahren, Bedeutung der routinemäßigen Gallensaftgewinnung bei SSC Patienten.

Methodik: Retrospektive Analyse von 54 Patienten (2001–2011), die während oder nach Intensivaufenthalt an der Medizinischen Hochschule Hannover eine SSC entwickelt haben. Die Diagnose wurde durch ERCP gesichert. Galleproben für die mikrobiologische Diagnostik wurden während der ERCP gewonnen.

Ergebnis: Die zugrundeliegenden Erkrankungen umfassten Herz-, Thorax- und Gefäß-chirurgische Eingriffe (n=21), Infektionen mit septischen Komplikationen (n=13), Polytrauma (n=11) und andere (n=9). 33 Patienten starben (n=27) oder mussten lebertransplantiert (n=6) werden. Wir identifizierten erhöhte Bilirubinwerte und die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie zum Zeitpunkt der SSC Diagnose als prognostische Faktoren. Die erfolgreiche Detektion der SSC lag bei 30% für die abdominelle Sonografie und 36% für die Leberbiopsie, verglichen mit ERCP. Die Zeitspanne zwischen Auftreten der Cholestase und ERCP Diagnose betrug 74±68 Tage. Nach ERCP zeigte sich eine signifikante Reduktion von AP und GGT, nicht jedoch für AST, ALT oder Bilirubin. Aufgrund der mikrobiologischen Gallensaftanalyse folgte eine Umstellung der antibiotischen Therapie in 28% der Fälle.

Schlussfolgerung: Die SSC bei kritisch kranken Patienten ist mit einer hohen Mortalität assoziiert. Die ERCP stellt das diagnostische Verfahren der Wahl dar. Die abdominelle Sonografie und Leberbiopsien detektieren die SSC nur unzureichend. Zudem sollte eine Analyse der Gallenflüssigkeit erfolgen, um eine Anpassung der antibiotischen Therapie zu ermöglichen.

Endoskopische Diagnostik und Therapie in den Gallenwegen
Freitag, 21. September 2012/10:00–11:30/Saal F