Z Gastroenterol 2012; 50 - V60
DOI: 10.1055/s-0032-1323909

Günstige „Real Life“-Ergebnisse der Adalimumab-Therapie bei 99 M. Crohn-Patienten einer gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis

H Hartmann 1, D Hüppe 1, G Felten 1, J Zemke 1, A Katalinic 2
  • 1Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Germany
  • 2Institut für Klinische Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany

Einleitung: Der Stellenwert von Adalimumab zur Therapie des M. Crohn wurde bisher überwiegend mittels kontrollierter Studien ermittelt. Sog. „real life“-Outcome-Daten aus der Versorgungskonstellation einer gastroenterologischen Praxis sind lediglich bedingt verfügbar. Pharmaökonomische Aspekte, z.B. Arbeitsunfähigkeitszeiten und Hospitalisations- bzw. Operations-Häufigkeiten wurden unzureichend berücksichtigt.

Ziele: Ermittlung des Outcomes aller konsekutiv Adalimumab-therapierten M. Crohn-Patienten, behandelt nach dem step up-Konzept unter Praxisbedingungen.

Methodik: Demographische, anamnestische, sowie klinische und laborchemische Daten von 99 Pat. wurden erfasst. Arbeitsunfähigkeitszeiten und Krankenhausaufenthalte wurden dokumentiert, jeweils vor und nach Beginn der Adalimumab-Therapie, Endpunkte für einen Therapieerfolg, wie das Erreichen einer klinischen Remission, von Steroidfreiheit sowie die Rezidivrate mittels Kaplan-Meier-Analysen ermittelt.

Ergebnisse: Im Zeitraum nach der Zulassung in 2006 bis Dez. 2011 wurde 99 Pat. (Alter 39±13 Jahre; 60% weibl.) therapiert. Bei 66% bestand die Crohn-Erkrankung länger als 6 Jahre. Die Lokalisation war überwiegend ileo-colisch (74%). Vortherapien mit Azathioprin (bei 86%) und mit Infliximab (50%) waren erfolgt. Zu Beginn der Therapie betrug der mittlere CDAI 215,±91 der mittlere CRP-Wert 2,2±3,3mg/dl. Nach Adalimumab konnte eine Remission bei 60% erreicht werden, bei 43% Steroidfreiheit. Ein Rezidiv („loss of response“) wurde bei 19 von 59 Pat. beobachtet. Arbeitsunfähigkeitszeiten während 6 Monaten vor bzw. nach Adalimumab-Beginn betrugen in Tagen 10,8±33,6 bzw. 9,8±31,1. Hospitalisationszeiten in Tagen 2,2±6,3 bzw. 2,5±8,0.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bzgl. des Erreichens einer Remission sowie der Rezidivhäufigkeit nach stattgehabter Remission sind unter den Versorgungsbedingungen einer Praxis eher günstiger als die Ergebnisse kontrollierter Studien, insb. da 50% mit Infliximab vortherapiert waren. Die Patientenauswahl kann hierzu u.a. beigetragen haben. Eine Reduktion von Arbeitsunfähigkeitszeiten und Hospitalisierungen wurde in den ersten 6 Monaten nach Therapiebeginn nicht beobachtet, längere Beobachtungszeiten sind vermutlich erfoderlich um einen Einfluss der Adalimumab-Therapie diesbzgl. zu beurteilen.

Probleme der Langzeittherapie gastroenterologischer Erkrankungen
Donnerstag, 20. September 2012/08:30–10:00/Saal B