Z Gastroenterol 2012; 50 - V61
DOI: 10.1055/s-0032-1323910

Prävalenz von Hepatitis B und Hepatitis C bei ambulanten Risikopatienten im Münsterland – eine case-finding-Studie

A Gillessen 1, K Revering 1, S Schubert 2, H Schmidt 3, P Cullen 2
  • 1Herz-Jesu-Krankenhaus Münster, Klinik für Innere Medizin, Münster, Germany
  • 2Medizinisches Versorgungszentrum für Laboratoriumsmedizin, Münster, Germany
  • 3Klinik für Transplantationsmedizin, Uniklinik Münster, Münster, Germany

Die chronischen Virushepatitiden B und C bleiben oft jahrelang unentdeckt. Die gezielte Untersuchung von Menschen mit Risikoprofil kann dazu beitragen mehr chronische Lebererkrankungen zu entdecken und so einer gezielten Behandlung zuzuführen.

Um die Häufigkeit der chronischen Virushepatitiden B und C im Münsterland zu untersuchen und Aufmerksamkeit für diese Krankheiten bei Patienten wie Hausärzten zu wecken wurde eine Studie vom Qualitätszirkel Hepatologie der Ärztekammer Westfalen-Lippe initiiert und gemeinsam mit Hausärzten in Münster und im Münsterland durchgeführt.

In 79 ärztlichen Praxen im Münsterland – einer ländlich geprägten Region Nordrhein-Westfalens – wurden anhand von standardisierten Fragebögen mit 15 Fragen zum Infektionsrisikoprofil insgesamt 707 Patienten mit Risikofaktoren für eine chronische Lebererkrankung identifiziert. Bei den so identifizierten Risikopatienten wurde eine Blutuntersuchung durchgeführt. Die Proben wurden anonymisiert und mit den Fragebogen und Angaben zum Geschlecht, Geburtsland und Geburtsdatum zentral untersucht. Im Serum wurde GPT, HBsAg und HCV-AK bestimmt.

Bei 29 (4,1%) von 701 untersuchten Blutproben wurden HCV-AK nachgewiesen. Bei 10 (1,4%) von 698 auswertbaren Blutproben wurde HBsAg nachgewiesen. In 3 (0,4%) der Proben waren HBsAg und Anti-HCV positiv. Unter Patienten mit erhöhten GPT-Werten fanden sich in 11% bisher unbekannte HCV-AK; bei 3% war HBsAg positiv. Männer waren geringfügig häufiger HBsAg oder HCV-AK positiv als Frauen. Die wesentlichen Risikofaktoren für eine Hepatitis B und eine Hepatitis- C-Infektion waren: intravenöser Drogenkonsum, Geschlechtskrankheit in der Vergangenheit, Herkunft aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion, Nadelstichverletzung und Bluttransfusion vor 1991. Die Patienten mit HCV-AK oder HBsAg klagten häufiger über Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit als Patienten ohne Hepatitis.

Auch im ländlich geprägten Münsterland ist eine hohe Dunkelziffer an Hepatitis B und Hepatitis C-Infektion bei Risikopatienten zu entdecken. Die Verwendung standardisierter Fragebögen hilft bei der Identifizierung der Risikopatienten. Bei Patienten mit mindestens einem Risikofaktor oder mit einer unerklärten GPT-Erhöhung sollten HBsAg und HCV-AK bestimmt werden.

Update: Chronische Hepatitis
Freitag, 21. September 2012/12:00–13:30/Saal 4