Z Gastroenterol 2012; 50 - V80
DOI: 10.1055/s-0032-1323929

Molekulargenetisch basierte Prognosebestimmung bei UICC II Kolonkarzinompatienten

U Nitsche 1, R Rosenberg 2, T Schuster 3, C Späth 1, J Slotta-Huspenina 4, P Herrmann 5, FG Bader 1, H Friess 1, PM Schlag 6, U Stein 5, KP Janssen 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der TU München, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • 2Kantonsspital Baden, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Baden, Switzerland
  • 3Klinikum rechts der Isar der TU München, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Germany
  • 4Klinikum rechts der Isar der TU München, Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, München, Germany
  • 5Charité Medical Faculty und Max-Delbrück-Center für Molekulare Medizin, Experimental and Clinical Research Center, Berlin, Germany
  • 6Charité Medical Faculty, Max-Delbrück-Center für Molekulare Medizin und Charité Comprehensive Cancer Center, Experimental and Clinical Research Center, Berlin, Germany

Einleitung: Das frühzeitige Identifizieren von Hochrisikopatienten mit Kolonkarzinom im UICC Stadium II ist ausschlaggebend für die weitere Therapie, jedoch allein durch klinische Parameter nicht zuverlässig möglich. Die individuelle Tumorgenetik scheint eine entscheidende Rolle zu spielen.

Ziele: Ziel war es, den Nutzen ausgewählter molekulargenetischer Marker für die Risikostratifizierung zu untersuchen.

Methodik: 232 Patienten mit Kolonkarzinom (T3–4 N0 M0) wurden zwischen 1987 und 2006 primär reseziert (R0). Die mediane Nachsorgezeit betrug 97 Monate. Schockgefrorenes Tumorgewebe wurde untersucht auf Mikrosatelliteninstabilität sowie KRAS und BRAF Mutationsstatus. Zusätzlich wurde von 179 Patienten die Expression der Gene OPN, SASH1 und MACC1 bestimmt. Die Ergebnisse wurden mit dem individuellen Risiko metachroner Fernmetastasen korreliert. Mittels Two Step – Clusteranalyse wurde eine Patientengruppierung entsprechend der molekularen Tumorsignatur durchgeführt.

Ergebnis: Bei 30% der Patienten lag eine KRAS Mutation vor, bei 15% eine BRAF Mutation und bei 26% Mikrosatelliteninstabilität. Das Rezidivrisiko der gesamten Gruppe betrug 9% (22/232). Eine erhöhte Rezidivrate bestand bei KRAS Mutation (p=0,033), Mikrosatellitenstabilität (p=0,015), sowie niedrigen SASH1 (p=0,049) und hohen MACC1 (p<0,001) Expressionswerten. In der multivariablen Analyse zeigte sich MACC1 als einziger unabhängiger Prognosefaktor (p<0,001). Die Clusteranalyse identifizierte vier unterschiedliche Tumorgruppen. Mikrosatellitenstabile Patienten mit KRAS Mutation, BRAF wildtype und hohen MACC1 Expressionswerten hatten mit 16% (7/43) das höchste Rezidivrisiko, während Patienten mit BRAF wildtype, Mikrosatelliteninstabilität und niedriger MACC1 Expression mit 4% (1/26) das niedrigste Rezidivrisiko aufwiesen.

Schlussfogerung: Molekulare Tumorcharakterisierung ermöglicht es, innerhalb der klinisch homogenen Gruppe von UICC II Kolonkarzinompatienten unterschiedliche Risikogruppen voneinander abzugrenzen. Von den hier untersuchten Markern war MACC1 der aussagekräftigste Prognosefaktor.

CAO-V: Therapie des Kolonkarzinoms
Freitag, 21. September 2012/15:30–17:00/Saal 8