Z Gastroenterol 2012; 50 - K021
DOI: 10.1055/s-0032-1323956

Mid-regional pro-adrenomedullin (MR-proADM) als Prädiktor von spontan-bakterieller Peritonitis und Überleben

P Reuken 1, 2, M Kiehntopf 2, 3, A Stallmach 1, 2, T Bruns 1, 2, 4
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II, Abt. Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Integrated Research and Treatment Center – Center for Sepsis Control and Care (CSCC), Jena, Germany
  • 3Universitätsklinikum Jena, Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Jena, Germany
  • 4NIHR Biomedical Research Unit and Centre for Liver Research, Institute of Biomedical Research, University of Birmingham, Birmingham, United Kingdom

Einleitung: Hämodynamische, renale und neurohumorale Veränderungen gehen bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose mit erhöhten Konzentrationen des potenten Vasodilatators Adrenomedullin einher. Erhöhte Konzentrationen des stabileren mid-regionalen Fragmentes des Vorläufers Pro-Adrenomedullin (MR-ProADM) sind mit schlechterer Prognose bei Sepsis, tiefen Atemwegsinfektionen und kritisch Kranken mit neu aufgetretenem Fieber assoziiert, während seine Rolle bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose bislang nicht untersucht ist.

Ziele: Evaluierung von MR-proADM als prognostischer Marker für Infektionen und Mortalität bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose.

Methodik: MR-proADM Serumkonzentrationen wurden von 213 konsekutiven Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose, bei denen eine diagnostische Aszitespunktion unter dem Verdacht auf eine bakterielle Infektion durchgeführt wurde, bestimmt.

Ergebnis: 34 Patienten hatten eine spontan-bakterie Peritontis (SBP), 22 Patienten eine Bakteriämie, 93 Patienten andere bakterielle Infektionen or SIRS ohne Infektionsfokus und 64 Patienten hatten keinen Nachweis einer bakteriellen Infektion. MR-proADM Konzentrationen waren bei Patienten mit SBP im Vergleich zu anderen bakteriellen Infektionen ohne Bakteriämie und zu Patienten ohne bakterielle Infektion deutlich erhöht (p=0,0002 im Kruskal-Wallis Test). Innerhalb von 30 Tagen nach Aszitespunktion verstarben 46 (22%) Patienten. Mediane MR-proADM Konzentrationen waren bei Nicht-Überlebenden im Vergleich zu Überlebenden unabhängig vom Auftreten einer SBP deutlich erhöht (p<0,0001 im Kruskal-Wallis Test). MR-proADM (OR 1,199 pro 1-nmol/l-Anstieg; 95% CI 1,037–1,386; p=0,014), MELD score (OR 1,080 pro 1-Punkt-Anstieg; 95% CI 1,028–1,134; p=0,002) und Vorliegen einer bakteriellen Infektion (OR 3,420; 95% CI 1,528–7,652; p=0,003) waren unabhängige Prädiktoren für 30-Tagesmortalität in multivariater logistischer Regressionsanalyse.

Schlussfolgerung: MR-proADM ist ein nützlicher prognostischer Biomarker bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose und ein vielversprechender Kanditat zur Inkorporation in aktuelle prognostische Scoringsysteme.