Z Gastroenterol 2012; 50 - K042
DOI: 10.1055/s-0032-1323977

Entwicklung eines Algorithmus zur Diagnostik und Therapie der Gallenwegsmykose

P Lenz 1, F Eckelskemper 1, G Lubritz 2, T Beyna 1, H Ullerich 1, A Schmedt 1, F Lenze 1, D Domagk 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Universitätsklinikum Münster, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Münster, Germany

Einleitung: Cholangitis und Cholangiosepsis sind schwere Krankheitsbilder, die eine komplexe Behandlungsstrategie erfordern. Pilzinfektionen sind dabei vermehrt in den letzten Jahren beobachtet worden.

Ziele: Ziel dieser Studie ist die Entwicklung eines Algorithmus zur Diagnostik und Therapie von Gallenwegsmykosen (Bild 1).

Abb.1

Methodik: Seit Juli 2011 wurden 72 Patienten eingeschlossen (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT01109550) und entsprechend dem o.g. Algorithmus prozessiert.

Ergebnis: Die Ergebnisse von 64 von 72 Patienten konnten aktuell analysiert werden. In 16 von 64 Patienten wurden Candida-Spezies in der Galle nachgewiesen (25%). 44% der Candida-Subspezies müssen als kompliziert betrachtet werden (C. glabrata, tropicalis, dubliensis). Als Risikofaktor konnte eine Langzeittherapie mit Antibiotika (>7 Tage) identifiziert werden (p <0.05). Zwei Patienten wurden antimykotisch entsprechend dem Algorithmus mit einem Echinocandin behandelt. Eine invasive Mykose konnte histologisch nicht belegt werden. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen positivem oralen und enteralen Pilznachweis und einer Gallenwegsmykose konnte nicht nachgewiesen werden (p=0,225 und p=0,492). Eine vorangegangene biliäre Manipulation (ERCP oder operative Gallenwegsrevision; p =0,265) oder endoskopische Papillotomie (p=0,776) scheint nicht iatrogen ursächlich. In keinem Fall wurde Candida in der Blutkultur nach ERCP nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Candida und vor allem seine potentiell resistenten Subspezies werden häufig in der Galle von Patienten mit Gallenwegserkrankungen gefunden. Der vorgeschlagene Algorithmus zur Diagnostik und Therapie der Gallenwegsmykose scheint brauchbar. Fraglich bleibt, ob eine transpapilläre Biopsieentnahme zur Diagnosesicherung erforderlich ist.