Z Gastroenterol 2012; 50 - K049
DOI: 10.1055/s-0032-1323984

Tenofovir DF bei chronischer Hepatitis B (CHB) in der klinischen Praxis – Ergebnisse der Nicht-Interventionellen Multizenterstudie (NIS) „GEMINIS“

J Petersen 1, R Heyne 2, S Mauss 3, J Schlaak 4, W Schiffelholz 5, C Eisenbach 6, H Hartmann 7, M Wiese 8, S Ruppert 9, T Warger 9 D Hüppe 7, GEMINIS Studiengruppe
  • 1IFI Institut für Interdisziplinäre Medizin, Asklepios Klinik St. Georg, Haus K, Hamburg, Germany
  • 2Leberzentrum Checkpoint, Berlin, Germany
  • 3Zentrum für HIV und Hepatogastroenterologie, Düsseldorf, Germany
  • 4Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Germany
  • 5Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Augsburg, Germany
  • 6Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Gastroenterologie, Infektionskrankheiten, Vergiftungen, Heidelberg, Germany
  • 7Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Herne, Germany
  • 8Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Leipzig, Germany
  • 9Gilead Sciences GmbH, Martinsried/Munich, Germany

Einleitung: Tenofovir (TDF) stellt eine effektive und sehr gut verträgliche Behandlungsoption bei CHB dar, belegt aus Zulassungsstudiendaten über 5 Jahre. Das Wissen um die Langzeitwirksamkeit und -sicherheit im klinischen Alltag ist jedoch begrenzt.

Methodik: 400 HBV monoinfizierte und erstmalig mit TDF behandelte Patienten wurden an 35 Zentren (80% Praxen, 20% Klinik) in eine prospektive Beobachtungsstudie eingeschlossen, Ergebnisse nach einem Jahr Therapie hier vorgestellt.

Ergebnis: Mittleres Alter zu baseline 44,5 Jahre, 69% Männer, 71% Kaukasier, 69% HBeAg-negativ, 11% mit Leberzirrhose, 46% nicht vorbehandelt. 90% erhielten TDF als Monotherapie, Biopsierate 9%. Die häufigsten Komorbiditäten: Diabetes (12%), Bluthochdruck (11%). Die mediane HBV-DNA Konz. zu baseline betrug bei naiven Patienten 6,9exp4, bei vorbehandelten 2,6exp2. Umstellungsgründe auf TDF waren anhaltende Virämie oder virologischer Durchbruch unter Vortherapie. Virologisches Ansprechen nach12 Monaten (HBV-DNA <169 IU/ml): HBeAg+ Patienten (vorbehandelt/naiv) 91%/75%, HBeAg- Patienten jeweils 90%, ADV+LAM (n=57) bzw. ETV (n=41) vorbehandelte Patienten 96% bzw. 89%. HBeAg-Serokonversion trat bei 17% (n=10) auf, HBsAg-Verlust betrug bei HBeAg+ Patienten 6,7% kumulativ. 2 HBeAg- Patienten verloren das HBsAg. ALT Reduktion baseline/Monat 12 (±SD): von 74±90 IU/l auf 40±26 IU/l, Kreatinin-Clearance blieb unverändert (106,9±31,6ml/min zu 103,4±30,6ml/min), ebenso Serum-Phosphat Spiegel. Drei Fälle von Nierenfunktionsstörung wurden berichtet, alle bei NUC-vorbehandelten Patienten. Es wurden deutlich weniger UAWs als in den Zulassungsstudien und keine neuen UAWs berichtet. Fünf Schwangerschaften wurden dokumentiert: Alle Neugeborenen waren gesund. Behandlungsadhärenz: 9% der Patienten ließen mehr als drei Einnahmen/Monat aus.

Schlussfolgerung: TDF supprimierte binnen 1 Jahres die HBV Replikation in der überwiegenden Mehrzahl naiver oder vorbehandelter Patienten in dieser prospektiven real-life Studie. Der antivirale Effekt war unabhängig von der Art der Vortherapie. TDF wurde zumeist als Monotherapie eingesetzt. Die HBeAg-Serokonversionsrate lag im erwarteten Rahmen, der HBsAg-Verlust höher als in den Zulassungsstudien. Das Sicherheits-Profil war sehr günstig.