Z Gastroenterol 2012; 50 - K053
DOI: 10.1055/s-0032-1323988

Erfahrungen in der Therapie der Hepatitis E Virusinfektion mit Ribavirin

S Pischke 1, 2, S Birkner 3, W Kauffmann 4, U Bode 5, C Chatzikyrkou 6, W Gwinner 6, H Heidemann 7, A Haverich 8, PV Suneetha 1, A Gisa 1, B Bremer 1, C Bara 8, M Cornberg 1, CP Strassburg 1, MP Manns 1, D Schiller 9, J Gottlieb 2, 10, H Wedemeyer 1, 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2IFB-TX, Hannover, Germany
  • 3Praxis Birkner, Hannover, Germany
  • 4Vivantes Klinikum, Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 5Medizinische Hochschule Hannover, Abdominalchirurgie, Hannover, Germany
  • 6Medizinische Hochschule Hannover, Nephrologie, Hannover, Germany
  • 7Schoen Klinikum, Gastroenterologie, Hamburg, Germany
  • 8Medizinische Hochschule Hannover, Thoraxchirurgie, Hannover, Germany
  • 9Elisabethinenkrankenhaus, Gastroenterologie, Linz, Austria
  • 10Medizinische Hochschule Hannover, Pneumologie, Hannover, Germany

Hepatitis E Virus (HEV)-Infektionen können beim Immunkompromitierten und beim Immunkompetenten durch den Übergang in ein akutes Leberversagen, bzw. in eine chronische Hepatitis (ggf. mit Zirrhose) lebensbedrohlich werden.

In Einzelfällen wurde die Ausheilung einer chronischen Hepatitis E durch eine Therapie mit Ribavirin erreicht, bislang war aber unklar, wann diese Therapie und wann Abwarten indiziert ist.

Ziele: (i) Risikofaktoren für schwerwiegende Verläufe oder Chronifizierung einer Hepatitis E zu identifizieren und (ii) den Nutzen einer Ribavirintherapie bei Transplantierten mit chronischer HEV Infektion (n=34) und bei Immunkompetenten mit akuter Hepatitis E (n=8) zu evaluieren.

Eine spontane Ausheilung der Infektion wurde bei 7 Immunkompetenten beobachtet (88%). Ein Patient, in dieser Gruppe, entwickelte einen fulminanten Verlauf und wurde mit Ribavirin behandelt (Dauer: 1 Monat), was rasch zu einer Verbesserung der Leberfunktion und Normalisierung der Transaminasen führte.

Bei den Transplantierten entwickelten 16 einen chronischen Verlauf (47%):

2 dieser Patienten starben an den Folgen einer Leberzirrhose nach Herz-Lungen- bzw. Nieren-TX, bevor die Diagnose „Hepatitis E“ gestellt wurde. Eine Reduktion der Immunsuppression führte bei 3 Patienten zur Ausheilung. Eine antivirale Therapie mit Ribavirin (600mg/d) wurde bei 11 Transplantierten für 3–5 Monate eingeleitet und führte bei 6 Patienten zur permanenten Ausheilung der Infektion. 4 Patienten werden aktuell noch behandelt. Bei einem Patienten trat nach initialem Therapieansprechen (Viruslast um 3 log Stufen gesunken) ein erneuter Anstieg der Viruslast auf die Ursprungswerte ein, nachdem die Ribavirindosis aufgrund einer Anämie auf 200mg/d gesenkt wurde. Eine erneute Steigerung der Ribavirindosis auf 600mg/d blieb erfolglos.

Zusammenfassung: HEV Infektionen verlaufen bei ca. 50% der Transplantierten chronisch. Ribavirin ist ein sicheres Therapeutikum beim Immunkompetenten mit fulminanter und beim Transplantierten mit chronischer Hepatitis E. Eine Dosisreduktion sollte vermieden werden, da eine Resistenzentwicklung möglich ist. Immunsupprimierte mit Transaminasenantieg müssen auf HEV-RNA getestet werden, da bei Unkenntnis einer chronischen Hepatitis E schwerwiegende Verläufe bis zu Zirrhose und Tod drohen.