Z Gastroenterol 2012; 50 - K055
DOI: 10.1055/s-0032-1323990

Erste Daten zur Hepatitis C-Prävalenz in Mitteldeutschland: Vergleich von Großstadt und ländlicher Region

K Stein 1, S Rickes 2, M Venerito 1, P Malfertheiner 1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Magdeburg, Germany
  • 2AMEOS Klinikum St. Salvator, Halberstadt, Germany

Einleitung: Es gibt in Deutschland kein Hepatitis C-Screening. Die meisten HCV-Infizierten zeigen keine spezifische Symptomatik, nicht wenige weisen normwertige Transaminasen auf. Die Prävalenz eines positiven Anti-HCV-Antikörper-Titers wird vom Robert-Koch Institut mit 0,5% benannt. Untersuchungen in deutschen Millionenstädten zeigten eine bis zu 5fach höhere Prävalenz auf.

Ziel unserer Untersuchung war die Erhebung von HCV-Prävalenzdaten in einer mitteldeutschen Großstadt sowie im ländlichen Raum, um einen Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands zu ermöglichen.

Methodik: Es wurden insgesamt 12797 Patienten untersucht, die sich vom April 2009 bis Dezember 2011 in zwei Zentren: Interdisziplinäre Notaufnahme des Universitätsklinikums Magdeburg und zentrale Notaufnahme des AMEOS Klinikums Halberstadt vorstellten und einer Blutuntersuchung bedurften. Dort wurde ein Anti-HCV-Test durchgeführt. Positiv getestete Personen wurden angeschrieben und weitere Untersuchungen veranlasst.

Ergebnis: Am Universitätsklinikum Magdeburg betrug die Anti-HCV-Prävalenz bei 5000 untersuchten Patienten 0,74% (N=37). Die Geschlechtsverteilung war ausgeglichen (19 Frauen, 18Männer), die betroffenden Männer waren im Durchschnitt jünger (58J) als die Frauen (70J). Bei 68% war die HCV-PCR positiv (13/19 untersuchten Proben). 47% der HCV-Positiv war dies bekannt (9/19). Erhöhte GPT-Werte fanden sich bei 17%(1/6) der HCV negativen Gruppe versus 62% (7/13) der virämischen Patienten. Bei 31% (4/13) der bei uns vorgestellten HCV-infizierten Patienten wurde ein HCC diagnostiziert. Am AMEOS-Klinikum Halberstadt zeigte sich eine Anti-HCV-Prävalenz von 0,38% der 6000 bisher ausgewerteten Proben. Es waren mehr Frauen als Männer betroffen (F 14: M 9). Auffällig war die Häufung positiver Fälle (71%) bei älteren Frauen >76 Jahre (10/14).

Schlussfolgerung: In unserer Untersuchung zeigte sich eine überdurchschnittliche HCV-Prävalenz in einer mittleren Großstadt, leicht unterdurchschnittlich im ländlichen Raum. Wegen der zunehmend besseren Therpieoptionen wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, ein HCV-Screening wenigstens für bestimmte Patientenpopulationen und unabhängig von erhöhten Transaminasen zu empfehlen, um Langzeitkomplikationen wie Leberzirrhose und HCC zu verhindern.