Z Gastroenterol 2012; 50 - K135
DOI: 10.1055/s-0032-1324070

Serrated Adenoma-Vergleich neoplastischer und nicht-neoplastischer Kolonschleimhautveränderungen (NPS/NNS) bei Typ 2 Diabetes (T2D) und Adipositas

H Allgayer 1, S Eube 2, M Ott 3, A Crispin 4, B Göke 5, K Parhofer 5
  • 1Rehaklinik Ob der Tauber, Verdauugs-und Stoffwechselerkrankungen, Bad Mergentheim, Germany
  • 2Rehaklinik Ob der Tauber, Bad Mergentheim, Germany
  • 3Caritaskrankenhaus, Institut für Pathologie, Bad Mergentheim, Germany
  • 4Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Biometrische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Germany
  • 5Ludwig-Maximilians-Universität, Medizinische Klinik II, Klinikum Großhadern, München, Germany

Hintergrund und Fragestellung: Epidemiologische Studien belegen, dass T2D und Adipositas mit einem erhöhten Risiko für NPS (Low/High Grade Adenoma, Karzinome) und NNS der Kolonschleimhaut einhergehen. Serrated Adenoma (SA) wurden in letzter Zeit als weitere Polypenform mit potentiell erhöhtem Karzinomrisiko beschrieben. Unklar bleibt, ob T2D per se als zusätzlicher Risikofaktor für NPS/SA/NNS betrachtet werden kann neben der bei T2D und Adipositas gemeinsam vorhandenen Insulinresistenz. In dieser Studie wurde die Häufigkeit von NPS/SA/NNS bei adipösen Diabetikern (A+T2D) verglichen mit der von adipösen Nichtdiabetikern (A-T2D). Ein erhöhte Prävalenz von NPS/SA/NNS bei A+T2D im Vergleich zu A-T2D würde die Hypothese unterstützen, dass in der Karzinomentstehung neben der Insulinresistenz auch diabetesbezogene Faktoren (z.B. chronische Hyperglykämie) eine Rolle spielen könnten mit Konsequenzen für Präventionsmassnahmen.

Methoden: Monozentrische Querschnittsstudie: A+T2D N=157; A-T2D N=34; Alter 52±12,5J; BMI 35,1±7,2kg/m2; HbA1c 7,7±1,2%; Koloskopie/Polypektomie; klinische, demographische, Diabetes-/Neoplasie-bezogene Parameter (Lokalisation, Histologietyp); deskriptive und nicht deskriptive Statistik (SPSS Version 9,0);

Ergebnisse: Bei A+T2D wurden N=73 (46,5%) NPS/SA/NNS gefunden, A-T2D bei N=14 (41,2%); p>0,1; SA waren tendenziell häufiger bei A+T2D: 11/157 (7,0%) vs. 2/34 (5,8%), p=0,07. 6 SA waren im proximalen Kolon, bei N=2 wurden Polypen proximal und distal gefunden.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass SA bei T2D tendenziell häufiger auftreten, die Gesamthäufikeit von NPS/SA/NNS ist in beiden Gruppen jedoch gleich, so dass ein zusätzlicher Diabeteseffekt eher unwahrscheinlich erscheint. Die Beobachtung einer tendenziell vermehrten Häufigkeit von SA bei T2D bedarf einer Überprüfung in größeren prospektiven Studien, bevor weitere pathophysiologische (Tumorgenese) und/oder klinische Schlussfolgerungen (veränderte Screeningstrategien) gezogen werden können.