Z Gastroenterol 2012; 50 - K159
DOI: 10.1055/s-0032-1324094

Langzeitresultate, Prognosefaktoren und Todesursachen bei Patienten mit oberflächlichem Adenokarzinom des Ösophagus

I Gockel 1, J Kauppi 2, T Rantanen 2, J Räsänen 2, E Sihvo 2, T Hansen 3, A Ristimäki 4, T Junginger 1, H Lang 1, J Salo 2
  • 1Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie, Mainz, Germany
  • 2Helsinki University Central Hospital, Division of General Thoracic and Esophageal Surgery, Department of Cardiothoracic Surgery, Helsinki, Finland
  • 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Pathologie, Mainz, Germany
  • 4Helsinki University Central Hospital, Department of Pathology, HUSLAB/Haartman Institute and Genome-Scale Biology Research Program, Helsinki, Finland

Hintergrund: Langzeitresultate, Gesamt- und Krankheits-spezifisches Überleben, sowie Todesursachen sind beim oberflächlichen Ösophaguskarzinom nur wenig untersucht. Zudem gibt es derzeit keinen Konsensus für das Ausmaß der kurativen Therapie.

Patienten und Methodik: 85 Patienten (36 Frauen/49Männer, medianes Alter 72, Spannweite 40–94) ohne neoadjuvante Therapie wurden wegen eines oberflächlichen Adenokarzinoms des Ösophagus (pT1, N0–1, M0) zwischen 1984 und 2011 reseziert (Kliniksletalität: 1,2%). Autopsie-Protokolle und Todesurkunden wurden zur Bestimmung der Todesursachen herangezogen. 79 (93%) Präparate wurden von 2 erfahrenen Pathologen zur Bestimmung der Tumoreindringtiefe re-analysiert. Das Überleben wurde nach Kaplan und Meier berechnet und Vergleiche zwischen den Gruppen mit dem Log-Rank-Test bestimmt. 39 Patienten hatten eine transhiatale, 36 eine transthorakale En-bloc, 5 eine Vagus-erhaltende Ösophagektomie und 5 Patienten eine endoskopische Resektion.

Resultate: Tumorinfiltration: n=35 pT1a und n=44 pT1b. Gesamtüberleben: 67,7% nach 5 und 49,2% nach 10 Jahren. Krankheits-spezifisches Überleben: 78,3% nach 5 und 72,3% nach 10 Jahren. Gesamt-Inzidenz von Lymphknotenmetastasen: 8% (davon intramukosal (m1-m3): 3%, sm1: 9%, sm2: 20%, sm3: 19%). Bei der univariaten Analyse war für ein kürzeres Gesamtüberleben das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen (P=0,009), und für ein längeres Überleben die transthorakale En-bloc Resektion (P=0,045) statistisch signifikant. Prognosefaktoren für das Krankheits-spezifische Überleben waren: Lymphknotenmetastasen (P<0,0001) und die pT1b/sm2–3 Infiltration (P=0,008). Die kumulative Mortalität lag bei 39% (33/85). Unter allen Todesursachen dominierte das Rezidiv des ösophagealen Adenokarzinoms in 39,4% (13/33). Andere Primärtumoren fanden sich in 15,2% aller Verstorbenen (5/33).

Schlussfolgerung: Die Tiefe der Tumorinfiltration beim oberflächlichen Adenokarzinom des Ösophagus (pT1a/b) hatte in unserer Untersuchung keinen Einfluss auf das Langzeit-Gesamtüberleben. Da jedoch das Rezidiv die häufigste Todesursache sogar bei Tumorinfiltrationstiefen m-sm1 war, sollten bei Patienten mit geringer Komorbidität, niedrigem operativem Risiko und langer Lebenserwartung radikalere Resektionsformen gewählt werden.