Z Gastroenterol 2012; 50 - K170
DOI: 10.1055/s-0032-1324105

Syndecan-4 vermittelt protektiven Einfluss auf experimentelle Kolitismodelle

D Bettenworth 1, A Stratis 2, TM Nowacki 1, M Ross 1, J Heidemann 1, T Pap 2, A Lügering 3
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik B, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • 2Institut für experimentelle muskuloskelettale Medizin, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • 3MVZ Portal 10, Münster, Germany

Einleitung/Ziel: Syndecan (Sdc) Proteoglykane sind Transmembranproteine mit Rezeptorfunktion und Einfluss auf Entzündung und Wundheilung. Sdc4-/- Mäuse sind im Modell einer Osteoarthritis vor Knorpelschaden geschützt. Ziel der Studie war zu untersuchen, ob der Verlust von Sdc4den natürlichen Verlauf einer murinen experimentellen Kolitis beeinflusst.

Methodik: Die Kolitisinduktion erfolgte in Sdc4-/- und C57BL/6 WT Mäusen durch 3% DSS. Der Kolitisverlauf wurde anhand des Körpergewichts erfasst. Bei Versuchsende wurden Kolonlänge und histologischer Entzündungsgrad bestimmt. Zusätzlich wurden Sdc4-/- und C57BL/6 WT Mäuse mit 5×108 colony-forming units Citrobacter rodentium (C. rodentium) infiziert. Fäkale C. rodentium-Ausscheidung und Körpergewicht wurden erfasst. An Tag 21 nach Infektion wurden entzündliche Kolonveränderungen histologisch evaluiert. Zur Beurteilung der intestinalen Epithelbarriere in vivo wurde die mukosale Aufnahme von Evans Blue bestimmt.

Ergebnis: Nach Induktion der DSS-Kolitis verloren beide Versuchsgruppen an Körpergewicht. Von Tag 5 nach DSS-Start an zeigten Sdc4-/- Mäuse im Vergleich zu WT Tieren einen gesteigerten Gewichtsverlust (Tag 8: 24,8%±1,9 vs. 9,2%±3,1; p=0,008). Bestätigend war die Kolonlänge von Sdc4-/- Mäusen stark verkürzt (63,3mm±2,4 vs. 74,8±2,3; p=0,01) und der histologische Schaden gemessen am Dieleman-Score deutlich aggraviert (16AU±3,7 vs. 3,4±0,2; p=0,016). An Tag 19 nach Infektion war die fäkale C. rodentium-Ausscheidung in Sdc4-/- Mäusen verglichen mit WT Tieren 100fach gesteigert (2,5×105 ±6,8×103 vs. 9,6×103±6,5×102; p=0,01). Der histologischen Mukosaschaden gemessen anhand der Kryptenhyperplasie war in Sdc4-/- Mäusen erhöht (14,3AU±1,3 vs. 10,2AU±0,9; p=0,03).

Die mukosale Evans Blue-Aufnahme in gesunden Sdc4-/- Mäusen war gleich der in WT Tieren (0,3 Extinktion/Gram Kolongewebe±0,03 vs. 0,4) als Hinweis auf eine nicht per se geschädigte Epithelbarriere. Nach DSS-Gabe war die mukosale Evans Blue-Aufnahme in Sdc4-/- Mäusen gegenüber WT Tieren deutlich gesteigert (4,2±0,06 vs. 2,5±0,04).

Schlussfolgerung: Syndecan-4 vermittelt protektive Effekte in murinen Kolitismodellen. Weitere Studien sind notwendig, ein therapeutisches Potential für CED zu evaluieren.