Z Gastroenterol 2012; 50 - K191
DOI: 10.1055/s-0032-1324126

Kolonkapselendoskopie vs. konventionelle Koloskopie bei Patienten mit Colitis ulcerosa: Prospektive Studie zur Beurteilung der Entzündungsaktivität

T Meister 1, HS Heinzow 2, A Dortgolz 2, F Lenze 2, M Ross 2, D Domagk 2, A Lügering 3
  • 1Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim, Medizinische Klinik II, Northeim, Germany
  • 2Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 3MVZ Portal 10, Münster, Germany

Hintergrund: Ziel dieser Studie ist der Vergleich der Kolonkapselendoskopie (CCE) mit der konventionellen Koloskopie (SC) hinsichtlich der Beurteilbarkeit der Entzündungsaktivität bei bekannter Colitis ulcerosa.

Methoden: 10 symptomatische Patienten mit bekannter Colitis ulcerosa (7Männer, 3 Frauen, mittleres Alter 7,6±6,4 Jahre) mit unabhängiger Indikation zur Koloskopie aufgrund vermuteter Krankheitsaktivität (Diarrhoe, Blutungen) wurden in die Studie eingeschlossen. Alle Patienten erhielten eine Kolonkapselendoskopie (Pillcam, Given Imaging, Israel) an Tag 1 sowie eine konventionelle Koloskopie an Tag 2. Die Studie wurde als monozentrische, nicht randomisierte Diagnosestudie geführt und registriert (NCT00837304). Alle Untersuchungen wurden unabhängig von 6 Endoskopikern durchgeführt, so dass insgesamt 60 komplette Datensätze zur statistischen Analyse pro Gruppe (CCE vs. SC) zur Verfügung standen. Die statistische Analyse erfolgte mit Berechnung des Rachmilewitz-Scores zum Vergleich der Entzündungsaktivität. Unterschiede innerhalb der Endoskopiker wurden mittels Kruskal-Wallis-Test erfasst.

Ergebnisse: Es zeigte sich ein hoch signifikant höherer Rachmilewitz-Score in der Gruppe der konventionellen Koloskopie (8,0±3,2) verglichen mit der Gruppe der Kolonkapselendoskopie (5,9±3,8, p<0,001). Die Subgruppenanalyse offenbarte signifikant häufiger gesehene Gefäßvulnerabilität und Mukosaschäden bei der konventionellen Koloskopie im Vergleich zur Kapselendoskopie. Die Unterschiede in der Bewertung durch die Endoskopiker war weder bei der konventionellen Koloskopie noch bei der Kolonkapselendoskopie signifikant (p=0,26 bzw. 0,1). Der Sauberkeitsgrad bei der Kolonkapsel lag mit 1,9±0,57 im Mittelfeld (1=gut, 2=moderat, 3=inakzeptabel). In 23% der Fälle wurde die Kapsel nach der vorgesehenen Zeit nicht ausgeschieden.

Schlussfolgerungen: Mit der konventionellen Koloskopie als Goldstandard war der Schweregrad der Entzündungsaktivität hoch signifikant höher. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass durch die Kolonkapsel die Entzündungsaktivität einer Colitis ulcerosa unterschätzt wird. Auch die Ausschleidungsrate ist mit 77% verbesserungswürdig. Zusammenfassend kann die Kolonkapsel die konventionelle Koloskopie noch nicht ersetzen.