Z Gastroenterol 2012; 50 - K192
DOI: 10.1055/s-0032-1324127

MR-Enterografie bei Morbus Crohn: Evaluation des Stellenwertes im klinischen Alltag

GM Lang 1, L Kübler 2, W Schmiegel 1, V Nicolas 2, T Brechmann 1
  • 1Universitätsklinikum Bergmannsheil Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Germany
  • 2Universitätsklinikum Bergmannsheil Ruhr-Universität Bochum, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bochum, Germany

Zielsetzung: Die vollständige Dünndarmvisualisierung stellt sich bisweilen als eine komplexe Herausforderung dar, die jedoch zur Risikostratifizierung und stadiengerechten Therapie im Rahmen von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) von enormer Bedeutung ist. Die direkte Endoskopie mittels Enteroskopie oder Kapselendoskopie ist invasiv bzw. mit einem deutlichen Risiko verbunden. In allen aktuellen Leitlinien werden daher die hochauflösende transabdominelle Sonografie und Magnetresonanzenterografie (MRE) als Methoden der Wahl favorisiert, wenn auch ihre diagnostische Aussagekraft bzw. der klinische Stellenwert im Alltag umstritten sind.

Ziel dieser Studie war es deshalb, anhand einer umfangreichen retrospektiven Analyse den Stellenwert und die diagnostische Wertigkeit der MRE bei CED im klinischen Alltag zu evaluieren.

Methode: Im Rahmen der retrospektiven Studie (2003–2010) wurden die MRE-Befunde von 347 Patienten (188 Frauen) mit Ergebnissen der konventionellen gastroenterologischen und endoskopischen Diagnostik (Anamnese, Klinik, Laborchemie, Sonografie, ÖGD, Ileokoloskopie, Enteroskopie, Kapselendoskopie) und dem Verlauf abgeglichen. Die Ergebnisse der MRE wurden auf dieser Basis hinsichtlich Sensitivität, Spezifität und signifikante diagnostische Zusatzinformationen bzw. Therapieänderungen evaluiert.

Ergebnisse: Die MRE erzielte in unserer Studie eine mittlere Sensitivität und Spezifität von 0,58 bzw. 0,99. Der mittlere positive und negative prädiktive Wert betrugen 0,91 bzw. 0,82. In 151 Fällen (43,5%) leistete die MRE eine relevante Diagnoseerweiterung (Entzündungslokalisation, Fistel, Stenose, extraintestinale Manifestation) oder führte zu einer Therapieänderung.

Schlussfolgerungen: Trotz der im Vergleich zur aktuellen Studienlage ermittelten geringeren Sensitivität, bestätigt die MRE ihre Rolle als leistungsstarkes und zuverlässiges Verfahren im Rahmen der Dünndarmdiagnostik bei CED im klinischen Alltag. Sie erbringt häufig relevante diagnostische Zusatzinformationen und nutzt so als exzellentes Werkzeug in der Risikostratifizierung und Therapie betroffener Patienten.