Z Gastroenterol 2012; 50 - K204
DOI: 10.1055/s-0032-1324139

Integrierte Versorgung (IV) als Versorgungsmodell für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Ergebnisse eines IV-Projekts in Hessen

I Blumenstein 1, H Bock 2, N Filmann 3, W Tacke 2, J Hausmann 1, V Heurzeroth 4, O Schröder 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Gastroenterologie Hessen e.V., Frankfurt am Main, Germany
  • 3Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, Universtität Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany
  • 4BKK Taunus (Gesundheit), Frankfurt am Main, Germany

Einleitung: In den Jahren 2005 bis 2007 wurden im Rhein-Main Gebiet Daten zur Evaluation der Behandlungsrealität von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) erhoben. Eine Querschnittsanalyse bezüglich der medikamentösen Behandlung ergab dabei erhebliche Abweichungen von gültigen nationalen und internationalen Therapieleitlinien. An dieses Pilotprojekt schloss sich im Jahr 2009 eine weitere Erhebung zur Therapiequalität im Rahmen des bundesweit ersten Projekts zur integrierten Versorgung (IV) bei CED an.

Patienten und Methoden: Vom 01.01.2009 bis einschließlich 30.09.2009 wurden 220 Patienten in die IV mit der BKK Taunus (Gesundheit) aufgenommen. Die Rekrutierung der Patienten erfolgte in gastroenterologischen Praxen (n=35), sowie der Hochschulambulanz des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Vor und während der Beobachtungsphase fanden regelmäßig Schulungstreffen aller am IV-Projekt beteiligten Ärzte unter Vermittlung aktuell gültiger Behandlungsrichtlinien bei CED statt. Bei 220 am IV-Projekt teilnehmenden Patienten (MC=96, CU=124) wurden vom 01.01.-30.09.2009 Behandlungs- und gesundheitsökonomische Daten analysiert.

Ergebnisse: Immunsuppressiva und Biologika wurden zu Beginn des IV-Projektes bei 33% bzw. 5% eingesetzt, wovon 2% der eingeschlossenen Patienten eine Koimmunsuppression mit Azathioprin und Infliximab erhielten. Im Beobachtungszeitraum zeigte sich ein statistisch nicht signifikanter Trend (p =0,12) hinsichtlich einer gesteigerten Verordnungsfrequenz: so wurden am Ende der Erfassung 39% der CED-Patienten mit Immunsuppressiva und 8% mit Biologika behandelt. Die Remissionsraten der im IV-Projekt eingeschlossenen Patienten konnten von initial 61% auf 69% (MC) bzw. von 69% auf 86% (CU) erhöht werden. 81% der MC-Patienten bzw. 85% der Patienten mit CU erhielten eine leitliniengerechte Therapie. Obwohl die Medikamentenkosten im Rahmen des IV-Projekts anstiegen, erwirtschaftete die Krankenkasse ein Plus von 162.304.- € durch Einsparungen bei stationären Behandlungskosten und Krankengeldkosten.

Schlussfolgerung: Die hier vorgestellten Daten belegen, wie Patienten mithilfe integrierter Versorgungsmodelle leitliniengerecht und kosteneffizient behandelt werden können.