Z Gastroenterol 2012; 50 - K208
DOI: 10.1055/s-0032-1324143

Multizentrische Studie zur Wirksamkeit von verzögert freigesetztem Phosphatidylcholin „LT-02“ bei Colitis ulcerosa

M Karner 1, 2, A Kocjan 3, J Stein 4, S Schreiber 5, G von Boyen 6, P Uebel 7, C Schmidt 8, L Kupcinskas 9, I Dina 10, S Stoffels 2, F Zülch 11, W Koch 12, G Keilhauer 11, W Stremmel 2
  • 1Krankenhaus Viernheim, Gastroenterologie, Viernheim, Germany
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Gastroenterologie, Heidelberg, Germany
  • 3Internistische Facharztpraxis, Lüdenscheidt, Germany
  • 4Interdisziplinäres Crohn- & Colitis Zentrum, Frankfurt, Germany
  • 5Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Germany
  • 6Universitätsklinikum Ulm, Gastroenterologie, Ulm, Germany
  • 7Internistische Gemeinschaftspraxis, Ludwigshafen, Germany
  • 8Universitätsklinikum Jena, Gastroenterologie, Jena, Germany
  • 9University of Medicine, Gastroenterology, Kaunas, Lithuania
  • 10SC Endocenter Med. Integrativa, Bucuresti, Romania
  • 11Lipid Therapeutics, Heidelberg, Germany
  • 12HaaPacs, Schriesheim, Germany

Hintergrund: Als pathogenetischer Faktor der Colitis ulcerosa (CU) wird u.a. ein verminderter Gehalt an Phosphatidylcholin (PC) im intestinalen Mucus diskutiert. Eine orale Medikation von verzögert freigesetztem PC (modified release PC; mrPC) zeigte Wirksamkeit in drei monozentrischen Studien. Ein multizentrischer Wirksamkeitsnachweis stand aus.

Methodik: In dieser vier-armigen, placebokontrollierten, multizentrischen Phase IIb-Studie wird die Wirksamkeit, Sicherheit und optimale Dosis einer neuen mrPC-Formulierung, „LT-02“ bei refraktärer CU in drei verschiedenen Dosierungen untersucht (0,8g, 1,6g und 3,2g LT-02). Die Studiendauer betrug 12 Wochen. Die Studienteilnehmer hatten ein unzureichendes Ansprechen auf Mesalazin in Tagesdosen von ≥3g über einen Zeitraum von ≥4 Wochen. Als Begleitmedikation waren 5-ASA, Kortikosteroide und/oder Purinanaloga in konstanter Dosierung gestattet. Haupteinschlusskriterium war eine chronische Krankheitsaktivität (SCCAI ≥5) mit blutiger Diarrhoe über ≥6 Wochen. Primärer Endpunkt waren Veränderungen des SCCAI über den Verlauf der Studie.

Ergebnisse: 156 Patienten aus 24 Zentren aus Deutschland, Litauen und Rumänien wurden in die Studie randomisiert. Die vier Studienarme waren hinsichtlich Basischarakteristika und Abbrechraten gut miteinander vergleichbar. Unerwünschte Ereignisse (UE) in den Verumgruppen waren vergleichbar mit der Placebogruppe. Es kam zu keinem Verum-assozierten, schwerwiegendem UE. Alle untersuchten Dosierungen zeigten ein sehr gutes Sicherheitsprofil.

In der Analyse des Hauptzielkriteriums zeigt sich ein signifikanter Abfall der Krankheitsaktivität SCCAI zwischen der höchsten Verumgruppe (3,2g LT-02) und der Placebogruppe. Weiterhin verdoppelte sich die Remissionsrate gegenüber der Placebogruppe.

Tab.1: Hauptendpunkte der Studie

Placebo

0,8g LT-02

1,6g LT-02

3,2g LT-02

Zahl der Patienten (N)

40

40

41

35

Delta SCCAI (primärer Endpunkt)

–3,0

–3,9

–3,4

–4,3 (p=0,029)

Remissionsraten

15,0%

27,5%

22,0%

31,4%

Schlussfolgerung: Diese Studie liefert den ersten multizentrischen Nachweis der Wirksamkeit von verzögert freigesetztem Phosphatidylcholin bei Colitis ulcerosa. Das Sicherheitsprofil von LT-02 war sehr gut.