Z Gastroenterol 2012; 50 - K219
DOI: 10.1055/s-0032-1324154

Colon irritabile und systemischer Lupus erythematodes: Analyse des Motilitätsmusters zwischen funktionellen und organischen Störungen des Ösophagus

T Thomaidis 1, S Gregor 2, M Goetz 1, A Hoffmann 1, PR Galle 1, A Schwarting 1, 3, R Kiesslich 1
  • 1I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin, Mainz, Germany
  • 2Medizinische Klinik 1, Idar Oberstein, Germany
  • 3Sana Rheuma Zentrum, Bad Kreuznach, Germany

Einleitung: Das Colon irritabile (CI) ist eine funktionelle Störung des Gastrointestinaltraktes, welches vorwiegend mit Diarrhö, Obstipation oder diffusen abdominellen Schmerzen manifest wird. Obwohl die Dysphagie häufig ein begleitendes Symptom bei Patienten mit CI ist, gibt es bislang kaum Studien, die die Motilität des Ösophagus in dieser Kategorie von Patienten untersucht haben.

Ziel der aktuellen Studie war es das Motilitätsmuster der Speisröhre bei Patienten mit CI zu untersuchen. Als Kontrollkollektiv dienten Patienten mit systemischer Sklerodermie (SSc) und systemischen Lupus erythematodes (SLE).

Methode: 15 Patienten mit CI, 22 mit SLE und 19 mit SSc wurden mittels Ösophagusmanometrie untersucht. Bei allen Patienten erfolgten eine körperliche, eine laborchemische und eine Urinuntersuchung. Durch spezifische Fragenbögen wurde die Aktivität jeder Erkrankung sowie der Grad der Dysphagie erhoben.

Ergebnisse: Patienten mit CI zeigten den gleichen Grad und Häufigkeit einer Dysphagie wie Patienten mit Autoimmunerkrankungen (Dysphagie-Grad von 7,3 bei der CI-, 6,73 bei der SLE- und 7,56 bei der SSc-Gruppe, p>0,05). Im Gegensatz zur SSc-Gruppe wurde jedoch keine direkte Korrelation zwischen manometrischen Veränderungen und der Schwere der Dypshagie bei CI Patienten festgestellt (r: –0,014, p>0,05).

Die manometrischen Hauptbefunde bei Patienten mit CI waren signifikant erhöhte peristaltische Amplituden im proximalen ösophagealen Teil sowie niedrigen Ruhedruck des distalen Ösophagussphinkters (DÖS). SLE Patienten zeigten dagegen in mehr als 50% erhöhten Ruhedruck des DÖS sowie Amplituden im mittleren und distalen Ösophagus von >100mmHg und 160mmHg entsprechend. In der Gruppe von SSc konnte reduzierte Peristaltik bzw. Aperistaltik oder simultane Peristaltik in den distalen zwei drittel des Ösophagus nachgewiesen werden.

Zusammenfassung: Diese Studie analysiert erstmalig die ösophageale Motilität bei Patienten mit Colon irritabile im Vergleich zu Patienten mit organischen Störungen des Ösophagus. Patienten mit CI haben dysphagische Beschwerden in gleichem Ausmaß wie Patienten mit SLE und SSc. Die verschiedenen Kontraktionsmuster erlauben eine Differenzialdiagnose zwischen den einzelnen Erkrankungen.