Z Gastroenterol 2012; 50 - K244
DOI: 10.1055/s-0032-1324179

Entwicklung und Risikofaktoren des post-infektiösen Reizdarmsyndroms (pi-RDS) bei Patienten nach schwerer Enterokolitis durch den 2011 neu aufgetretenen EHEC O104:H4: Eine Kohortenstudie mit prospektiver Nachverfolgung

M von Wulffen 1, A Lohse 2, W Broicher 3, K Fraedrich 2, K Gappmayer 2, S Schöneberger 3, M Rose 3, P Layer 1, K Wegscheider 3, B Löwe 3, V Andresen 1, 2
  • 1Israelitisches Krankenhaus Hamburg, Hamburg, Germany
  • 21. Medizinische Klinik/UKE, Hamburg, Germany
  • 3Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie/UKE, Hamburg, Germany

Einleitung: Im Frühsommer 2011 kam es in Norddeutschland zur weltweit schwersten EHEC-Epidemie mit HUS-Erkrankung. Insgesamt erkrankten 3842 Patienten an EHEC-Gastroenteritis mit dem neuen Serotyp O104:H4; 855 entwickelten ein HUS, 53 verstarben.

Bakterielle Enterokolitiden sind mit einem erhöhten Risiko für ein pi-RDS assoziiert (im Mittel 9,8%). Das pi-RDS Risiko steigt mit längerer Dauer und zunehmender Schwere (z.B. blutige Stühle) der auslösenden Gastroenteritis, so dass bei diesem schweren EHEC-Ausbruch mit einer höheren pi-RDS-Inzidenz zu rechnen ist.

Ziele: Die Inzidenz des pi-RDS 12 Monate nach EHEC/HUS-Erkrankung abzuschätzen und prospektiv potentielle somatische und psychometrische Risiko-Faktoren zu identifizieren.

Methodik: Im Zeitraum ihrer akuten EHEC-Erkrankung (t0) wurden 181 Patienten der Uni-Klinik Hamburg kontaktiert und zur aktuellen EHEC-Erkrankung, psychometrischen Faktoren und einem möglichen RDS (Rom-III) vor EHEC befragt. 12 Monate nach EHEC (t2) erfassen Verlaufs-Fragebögen potentielle psychische und somatische Folgen, insbesondere ein pi-RDS (Rom-III). Es werden Häufigkeiten mit 95% KI sowie Prädiktoren für das pi-RDS durch logistische Regression berechnet.

Ergebnis: Von den 151 Studienteilnehmern (70% Frauen, MW: 43±16) hatten 88% zum Zeitpunkt t0 blutige Durchfälle über durchschnittlich 6,5 Tage; 26% erlitten ein HUS. Durchschnittliche Werte für Angststörungen und Depressionen lagen signifikant höher als in der Allgemeinbevölkerung. Die Datenerhebung für t2 wird im Mai/Juni stattfinden, so dass die Ergebnisse zur Inzidenz des pi-RDS 12 Monate nach EHEC im August 2012 vorliegen werden.

Schlussfolgerung: 151 Patienten, die von der weltweit schwersten EHEC-Epidemie betroffen waren, werden prospektiv hinsichtlich des Auftretens eines pi-RDS nachbeobachtet. Die umfangreiche Datensammlung dieser Patienten enthält ein breites Spektrum an Informationen bezüglich Verlauf, Komplikationen und Therapie der EHEC-Erkrankung sowie psychische Faktoren und den RDS-Status (Rom-III) vor, während und 12 Monate nach EHEC. Es können so assoziierte somatische und psychische Risikofaktoren für die Entstehung eines pi-RDS identifiziert werden. Die Datenerhebung t2 beginnt im Mai. Ergebnisse liegen im August 2012 vor.

Work-in-progress.