Z Gastroenterol 2012; 50 - K246
DOI: 10.1055/s-0032-1324181

Prosekretorische Wirkung der Einzelextrakte von Iberogast® im Humandarm

S Allan 1, D Krüger 1, O Kelber 2, IE Demir 3, GO Ceyhan 3, F Zeller 4, M Schemann 1
  • 1Technische Universität München, Humanbiologie, Freising, Germany
  • 2Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Darmstadt, Germany
  • 3Technische Universität München, Chirurgie, München, Germany
  • 4Klinikum Freising, Chirurgie, Freising, Germany

Einleitung: Iberogast® (STW5) ist ein pflanzliches Kombinationspräparat aus bitterer Schleifenblume, Angelika, Kamille, Kümmel, Mariendistel, Melisse, Pfefferminze, Schöllkraut und Süßholz. Es wird bei der Behandlung des Reizmagens und Reizdarms eingesetzt. Wir zeigten bereits, dass STW5 eine prosekretorische Wirkung im Humandarm hat und postulieren, dass diese Wirkung zur klinischen Wirksamkeit von STW5 beiträgt.

Ziel: In dieser Studie sollte das prosekretorische Potenzial der neun Einzelextrakte untersucht werden, um eine Symptom orientierte Kombination zu finden.

Methodik: Mithilfe der Ussingkammer-Technik wurde der Kurzschlussstrom (Isc) als ein Maß der mukosalen Sekretion gemessen. Die in vitro-Untersuchungen wurden an 291 Mukosa/Submukosa Präparaten von Dünn-und Dickdarmresektaten (81 Patienten) durchgeführt.

Ergebnisse: Eine Kombination der neun Einzelextrakte (sSTW5) in einer Konzentration, wie sie in 512µg/ml STW5 vorliegt, hatte eine vergleichbare prosekretorische Wirkung wie STW5 selbst. In Konzentrationen, die in 512µg/ml STW5 vorliegen, führte nur Angelika (A) zu einem Anstieg des Isc, wobei die prosekretorische Wirkung mit der von STW5 selbst vergleichbar war. In einer 10-fach höheren Konzentration, die in etwa 1/10 einer einmaligen Dosis entspricht, hatten zusätzlich die Extrakte von Pfefferminze (P) und Melisse (M) eine prosekretorische Wirkung. Die Wirkung der Extrakte von A, P und M war im Dünn- und Dickdarm vergleichbar. Eine Kombination aus A+P+M entsprechend einer Konzentration von 512µg/ml bzw. 5120µg/ml STW5 erhöhte den Isc um 14,2[8,4/22] bzw. 23,5[18,34/32,6]µA/cm2. Der Anstieg des Isc konnte mit dem Adenylatzyklase-Hemmer MDL12,330A, dem cAMP abhängigen Cl--Kanalblocker CFTRinh-172 bzw. dem Ca++ aktivierten Cl--Kanalblocker SITS um 76%, 71% bzw. 88% reduziert werden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die prosekretorische Wirkung von STW5 primär durch Angelika, Pfefferminze und Melisse verursacht wird. An der prosekretorischen Wirkung sind cAMP- und Ca++ aktivierte Chlorid Kanale beteiligt. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass STW5 oder die prosekretorisch wirkenden Einzelextrakte zu einer Normalisierung einer unzureichenden Sekretion bei obstipations-dominantem Reizdarm oder bei Obstipation beitragen könnten.