Z Gastroenterol 2012; 50 - K247
DOI: 10.1055/s-0032-1324182

Die Wirkung von Hyoscinbutylbromid (Buscopan®) auf cholinerge Signalwege im Humandarm

D Krüger 1, K Michel 1, S Allam 1, F Zeller 2, IE Demir 3, GO Ceyhan 3, T Weiser 4, M Schemann 1
  • 1Technische Universität München, Humanbiologie, Freising, Germany
  • 2Klinikum Freising, Chirurgie, Freising, Germany
  • 3Technische Universität München, Chirurgie, München, Germany
  • 4Boehringer-Ingelheim Pharma GmbH & Co KG, Ingelheim, Germany

Einleitung: Hyoscinbutylbromid (HBB, Buscopan®) ist ein Spasmolytikum zur Behandlung abdominaler Schmerzen, vermutlich auf Grund der in Tiermodelle auftretenden anti-muskarinerge Wirkung. Studien in Zelllinien lassen vermuten, dass HBB auch über nikotinerge Rezeptoren wirken könnte.

Ziele: Ziel dieser Untersuchung war es, den bisher noch nicht untersuchten Wirkmechanismus von HBB im humanen Dickdarm zu untersuchen.

Methodik: Für die Untersuchung wurden Mukosa/Submukosa- und Muskelpräparate von 72 Patienten mit Dickdarmresektion verwendet. Die Schleimhautsekretion wurde mithilfe der Ussing Kammer Technik, die Muskelaktivität mit Messtreifen untersucht. Die Aktivierung der Muskelzellen wurde mit einem Calcium-sensitiven, die Aktivierung der Nerven mit einem spannungssensitiven Farbstoff gemessen.

Ergebnis: HBB hemmt als muskarinerger Antagonist die Motilität, Sekretion und Nervenaktivität im Humandarm.

(1) HBB (1–10µM) blockierte sowohl die prosekretorische als auch prokinetische Wirkung des muskarinergen Agonisten Bethanechol.

(2) HBB reduzierte Dosis abhängig die durch elektrische Stimulation (EFS) induzierte nerval vermittelte Kontraktion und Sekretion.

(3) HBB (1µM bzw. 10µM) hemmte den durch Bethanechol induzierten Calzium-Einstrom im humanen Muskel.

(4) HBB inhibierte die durch Bethanechol induzierten Aktionspotentiale in enterischen Nerven.

Wir konnten zeigen, dass HBB auch nikotinerg vermittelte Funktionen moduliert, allerdings nur in der höchsten Konzentration (10µM). In Gegenwart des muskarinergen Antagonisten Atropin reduzierte HBB die EFS induzierte sekretorische Antworten. Die Nikotin (10µM) vermittelte Muskelantwort wurde durch HBB abgeschwächt. Zusätzlich reduzierte HBB die durch Nikotin erzeugten Aktionspotentiale in enterischen Nerven.

Schlussfolgerung: Wir konnten erstmalig die anti-cholinerge Wirkung von HBB im Humandarm zeigen. HBB inhibiert als muskarinerger Antagonist die Motilität, epitheliale Sekretion und Nervenaktivierung. Eine funktionelle Inhibierung der nikotinergen Antworten trat nur bei hohen Konzentrationen auf. Die klinische Wirksamkeit von HBB ist wohl primär auf seine anti-muskarinerge Wirkung zurück zu führen. Es bleibt zu klären, in welchem Umfang die anti-sekretorische Wirkung zur spasmolytischen Wirksamkeit beiträgt.