Z Gastroenterol 2012; 50 - K257
DOI: 10.1055/s-0032-1324192

Frühe Neoplasien im atrophen Barrettösophagus: Eine neue spannende Entität mit klinischer Bedeutung

A Behrens 1, O Pech 1, M Vieth 2, H Manner 1, A May 1, C Ell 1
  • 1Dr. Horst-Schmidt-Kliniken, Innere Medizin 2, Wiesbaden, Germany
  • 2Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie, Bayreuth, Germany

Hintergrund: Internationale Fachgesellschaften empfehlen bei Vorliegen eines Barrettösophagus (BE) regelmäßige endoskopische Kontrolle. Es konnte bisher keine Patientensubgruppe identifiziert werden, die definierte Merkmale aufweist, die zu einer individualisierte Überwachungsstrategie führen. Wir beschreiben ein Patientenkollektiv mit Nachweis einer frühen Neoplasie im BE, das das Merkmal eines „atrophen“ BE aufweist. Die Diagnose eines „atrophen“ BE wurde bei Vorliegen der 4 Merkmalen gestellt:

  • Die Barrettmukosa erscheint zu der sonst üblich verdickt erscheinenden Schleimhaut flach.

  • Die submukösen Gefäße sind deutlich sichtbar.

  • Es zeigt sich statt einer klassischen lachsroten Färbung des BE ein blass-gelbliches Kolorit.

  • In der chromoendoskopischen Untersuchung mit Essigsäure zeigt sich das für die Barrettmukosa typische gyriforme Muster abgeflacht.

Patienten und Methoden: In einem Zeitraum von 3/01–10/11 erfolgte eine retrospektive Erfassung von Patienten mit Nachweis einer frühen Neoplasie im BE, die endoskopisch das Bild einer atrophen Barrettschleimhaut boten. Diese Patientengruppe wurde im Verhältnis 1:2 mit Patienten ohne die Merkmale einer atrophen Barrettschleimhaut nach Tumorinfiltration, grading und Alter gematcht.

Ergebnisse: In dem oben genannten Zeitraum konnten 10 Patienten selektiert werden, die bei Vorliegen einer frühen Neoplasie alle 4 Merkmale einer atrophen Barrettschleimhaut zeigten. Bei Patienten mit dem Merkmal des atrophen Barrettschleimhaut lag in 100% ein LSBE (Kontrollgruppe, KG, 70%) vor, eine große axiale Hiatushernie (ax. HH) wurde in 70% (KG 40%) diagnostiziert. 50% der Patienten mit einem atrophen BE wiesen einen multifokalen Tumor auf (KG 0%). In einem medianen Follow-up von 37 Monaten entwickelten 3 der 10 Patienten des untersuchten Kollektivs ein Tumorrezidiv (KG 0%).

Zusammenfassung: Erstmalig beschreiben wir die neue Entität des atrophen BE, der vom endoskopischen Aspekt charakteristische Merkmale und folgende Besonderheiten aufweist: Es besteht eine Korrelation mit Vorliegen eines LSBE, einer mittel- oder großen ax. HH, einem gehäuft multifokalen Befall und einer erhöhten Rezidivrate. Vorbehaltlich der begrenzten Fallzahl, scheint eine engmaschige surveillance der Patienten mit einem atrophen BE angebracht.