Z Gastroenterol 2012; 50 - K265
DOI: 10.1055/s-0032-1324200

Evaluation der Sicherheit und Effektivität verschiedener infektionsprophylaktischer Maßnahmen bei transgastralen NOTES-Eingriffen (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery): Eine randomisierte Studie im Tiermodell

M Ellrichmann 1, S Dhar 1, A Sethi 2, KG Hadeler 3, E Kahle 3, F Seehusen 4, A Fritscher-Ravens 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Medizinische Klinik I, Interdisziplinäre Endoskopie, Kiel, Germany
  • 2Columbia University College of Physicians and Surgeons, Division of Gastroenterology and Hepatology, Interventional Endoscopy, New York, United States
  • 3Friedrich-Löffler-Institut für Nutztiergenetik, Mariensee, Germany
  • 4Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Pathologie, Abteilung Diagnostik, Hannover, Germany

Einleitung: Bei vielen NOTES-Eingriffen wird die Peritonealhöhle (PH) über einen transgastralen (tg) Zugang erreicht. Durch die Passage des Endoskops über die Mundhöhle kann eine Vielzahl von Erregern in die sterile PH verschleppt werden. Daher stellen Infektionen einen wesentlichen Risikofaktor dieser Prozeduren dar. Die Datenlage zur Effektivität prophylaktischer Maßnahmen ist widersprüchlich. Ziel dieser Studie war es, die Effektivität verschiedener, antiinfektiver Maßnahmen bei tg NOTES-Eingriffen zu ermitteln.

Methodik: 30 Schweine wurden randomisiert in:

(1) Kontrollgruppe,

(2) orale,

(3) gastrale,

(4) orale+gastrale Lavage mit Octenisept,

(5) i.m. Antibiotika (AB) (Enrofloxacin 1mg/kg über 3 Tage).

Nach tg Zugang erfolgte eine Peritoneoskopie für 45min. Mikrobiologische Proben aus Mundhöhle, Magen und PH wurden vor/nach dem Eingriff und bei Autopsie entnommen. PH-Proben wurden durch eine Mini-Laparoskopie gewonnen. Über 14d postop. wurden Körpergewicht (KG), Körpertemperatur und Verhalten der Tiere beobachtet. Bei Autopsie wurden makroskopische Entzündungszeichen der PH bewertet (0=keine Infektion; 1=geringes Erythem; 2=deutliches Erythem/<3 Abszesse; 4=schweres Erythem/>3 Abszesse).

Ergebnisse: In den Gruppen 2–4 zeigte sich ein postop. Anstieg der Körpertemperatur im Vergleich zu den Basalwerten (p<0,01), die Temp. der AB-Gruppe blieb konstant (p>0,05). In der AB-Gruppe zeigte sich ein signifikanter Anstieg des KG(KGBaseline=31,7±0,7kg; KGAntibiotika=51,2±4,4kg, p<0,001) im Vergleich zu den Gruppen 2–4 und der Kontrolle. Bei Autopsie ließen sich höhergradige Entzündungsscores Grad 3/4 bei den Kontrollen und Gruppen 2–4 nachweisen. In der AB-Gruppe traten nur minimale Entzündungen (Grad 1/2) auf. Analysen von bisher 4 Tieren pro Gruppe zeigten eine geringere Zahl postoperativ positiver PH-Kulturen der AB-Gruppe im Vergleich zu den Gruppen 1–4.

Diskussion: Eine AB-Gabe ist die Therapie der Wahl zur Prävention von Infektionen bei tg NOTES-Eingriffen. Zwischen den verschiedenen Lavage-Varianten und der Kontrolle zeigte sich keinerlei Unterschied. Die AB-Gabe verbessert den klinischen, postoperativen Verlauf. Unklar bleibt, ob sich diese Daten direkt auf den Menschen übertragen lassen. (Unterstützt durch ESGE Euronotes Grant).