Z Gastroenterol 2012; 50 - K266
DOI: 10.1055/s-0032-1324201

Multizentrischer Einsatz der Videokapselendoskopie: Erfahrung aus 10 Jahren Anwenderverbund

M Farnbacher 1, M Keles 1, M Meier 1, T Schneider 1
  • 1Klinikum Fürth, Medizinische Klinik 2, Fürth, Germany

Einleitung: Seit ihrer Zulassung 2001 in Deutschland hat sich die Video-Kapsel-Endoskopie (VKE) fest in der modernen Dünndarmdiagnostik etabliert. Trotz exzellentem diagnostischen Wert stehen hohen Kosten, Zeitaufwand und fehlende Expertise einem flächendeckenden Angebot entgegen. Multizentrische Nutzung der VKE kann diese Nachteile kompensieren. Wir berichten über Erfahrungen aus 10 Jahren VKE im Anwenderverbund.

Methoden: Die Ausrüstung wurde 2002 durch eine Spende von der zentralen Klinik angeschafft und die technische Weiterentwicklung fortlaufend implementiert. Im Fall einer auswärtigen VKE wird das Equipment in das jeweilige Krankenhaus transportiert. Voruntersuchungen, Indikationsstellung und die Untersuchung selbst erfolgen vor Ort, die Auswertung zentral.

Ergebnisse: Innerhalb von 10 Jahren wurde von 19 Anwendern bei 818 Patienten (449Männer, 369 Frauen; 63±17 (13–92) Jahre) eine VKE durchgeführt. Mehr als 2/3 der Untersuchungen 587/818 (72%) erfolgten in auswärtigen Krankenhäusern, 231/818 (28%) in der zentralen Klinik. Die jährliche Anzahl der VKE hat sich zwischen 2002 (n=39) und 2011 (n=124) verdreifacht. Durch die gemeinsame Nutzung wurden 95% der potenziellen Gesamt-Investitionskosten, die für eine Erstanschaffung der VKE in jedem teilnehmenden Krankenhaus angefallen wären, vermieden.

Hauptindikationen zur VKE waren gastrointestinale Blutung (80%), Ausschluss einer Dünndarmneoplasie (7,8%) und Verdacht auf chronisch entzündliche Darmerkrankung (6,2%). Zwischen 2006 und 2011 wurden 181 Doppelballon- und 10 Push-Enteroskopien im zentralen Krankenhaus durchgeführt. 36 Untersuchungen (19%) resultierten dabei aus hausinternen, 45 (24%) aus VKE-Befunden auswärtiger Krankenhäuser.

Diskussion: Die 10 Jahres-Erfahrungen zeigen, dass der mobile Einsatz der VKE im Rahmen eines Anwenderverbundes zu einer Steigerung der Untersuchungszahlen führt, langfristig realisierbar ist, ein betriebswirtschaftlich attraktives, flächendeckendes Angebot ermöglicht und Patientenströme zur invasiven Dünndarmdiagnostik auf das zentrale Krankenhaus fokussiert.