Z Gastroenterol 2012; 50 - K273
DOI: 10.1055/s-0032-1324208

Effektivität und Sicherheit eines speziell entwickelten „Baby-Papillotoms“ bei primär frustraner selektiver Sondierung des Gallengangs

A Riphaus 1, P am Weg 2, H Seifert 3, T Wehrmann 4
  • 1Ruhr Universität Bochum, Medizinische Klinik, Bochum, Germany
  • 2Klinikum Region Hannover Siloah, Hannover, Germany
  • 3Klinikum Oldenburg, Oldenburg, Germany
  • 4Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden, Germany

Einleitung: Die Precut-Papillotomie gilt als etablierte Methode bei initial frustraner selektiver Gallengangssondierung. 1999 wurde erstmalig ein kombiniertes Papillotom für Pre-Cut und Sondierung in einem Schritt mittels schmal kalibriger 3-French Spitze („Baby-S“) (Easy-Cut®, MTW, Wesel, Deutschland, sog. „Baby-papilltom“) vorgestellt und nun hinsichtlich seiner Sicherheit und klinischen Effizienz über 9 Jahren evaluiert.

Methodik: Von 2000–2008 wurden insgesamt 5.389 ERCP durchgeführt. Der Einsatz des Baby-Papillotoms erfolgte bei 345 Patienten (mittleres Alter, 63,4±16,4J, 203 w.), bei denen wegen fehlender selektiver Sondierung der Papille (fünf frustrane Sondierungsversuche oder zwei akzidentelle Pankreasgangsondierungen mittels Katheter und hydrophilem Draht) das Baby-Papillotom verwendet wurde. Diagnose nach ERC: Choledocholithiasis (n=235, 42 Pat. mit akuter Pankreatitis), maligne Gallengangsstenose (n=46), benigne Gallengangsstenose (n=27), Sphinkter Oddi Dysfunktion (n=32) andere Diagnose (n=5).

Ergebnisse: Initiale Sondierung des Gallengangs mit Baby-Papillotom ohne Pre-Cut in 96 Fällen (28%), hierbei post-interventionelle Pankreatitis bei 2/96 Patienten (2%, milde Pankreatitis). Bei 219/249 (88%) der verbliebenden Patienten konnte durch Precut-Papillotomie eine Sondierung des Gallenganges in gleicher Sitzung erzielt werden (Pankreatitis-Frequenz 4,1%). Bei 30/249 Patienten (12%) wurden letztlich zusätzliche zweite oder dritte Sitzung (n=5) hierfür benötigt. In diesen Fällen gelang eine Gallengangssondierung nach erfolgtem Pre-Cut mit dem Baby-Papillotom in 20/30 Fällen (73%). Hingegen war ein perkutan transhepatisches Rende-vouz Verfahren (n=6) oder eine definitive perkutane Drainage bei (n=2) bei den übrigen Patienten notwendig. Eine retroperitoneale Perforation wurde nicht beobachtet. Leichte Blutungen traten insgesamt bei 38 Patienten, schwere Blutungen bei 10 Patienten auf.

Schlussfolgerung: Die Precut-Papillotomie mittels speziell entwickelten Baby-Papillotom zeigt insbesondere bei initial frustraner Sondierung des Gallengangs eine hohe Erfolgsrate (91%) in der ersten Sitzung, bei vergleichsweise niedriger Komplikationsrate und ist somit eine Alternative zur traditionellen Precut-Papillotomie mittels modifiziertem Erlanger Papillotom dar.