Z Gastroenterol 2012; 50 - K281
DOI: 10.1055/s-0032-1324216

Evaluierung einer Kolonkapselnachtprozedur – eine Pilotstudie

T Brechmann 1, L Klute 1, W Schmiegel 1, 2, CP Pox 2
  • 1Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Germany
  • 2Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer – Universitätsklinik, Medizinische Klinik, Bochum, Germany

Einleitung: Die Koloskopie ist das bevorzugte Mittel zum KRK-Screening. Invasivität und Darmreinigung sind Gründe unzureichender Beteiligung, so dass die Video-Kapselendoskopie des Kolons über Nacht (ONCCE) als Screening mit ggf. nachfolgender Koloskopie die Akzeptanz verbessern könnte. Die Pilotstudie evaluiert ONCCE primär hinsichtlich Reinigung und Transit, sekundär hinsichtlich Polypendetektion.

Methode: Die Kolonkapselendoskopie (PillCam® Colon Capsule, 1. Generation, verlängerter Schlafmodus von 3h) wurde mit 4 Prozeduren prospektiv bei Pat. mit Risiko für ein KRK getestet. Die Reinigung startete am Nachmittag vor Kapseleinnahme. Nach dem Kapseltransit über Nacht erfolgten Ausscheidung und Einlesen am Morgen. Die Koloskopie am Mittag diente als Referenz. Protokoll 1 beinhaltete 2L PEG-Lösung und Erythromycin vor Kapselingestion plus ½-1L PEG am Morgen. In Protokoll 2 wurde ½L PEG nach Kapseleinnahme addiert (Night Boost), in Protokoll 3 PEG um ½L gesteigert, in Protokoll 4 zusätzlich Sennatee verabreicht. Die Statistik erfolgte als PPA und ITTA.

Ergebnis: 50 Pat. mit Indikation zur Koloskopie (26 Frauen) wurden ein-, für die PPA 5 Pat. ausgeschlossen (1x Incompliance, 4x technische Malfunktion). ONCCE konnte in 60% eine komplette Visualisierung des Kolons erreichen (Gruppe 1, 2, 3, 4 je 80%, 33,3%, 58,3%, 41,7%). Bei 46% dauerte der Transit <10h. Gruppe 2 wies den schnellsten Transit (08:58h gesamt, 05:10h unterer GIT), Gruppe 4den langsamsten (10:38h bzw. 07:33h) auf. Gruppe 1 zeigte den höchsten Anteil adäquater Reinigung (75% ITTA und 79% PPA), Gruppe 4 die niedrigste Rate (16,7% und 18,2%, p=0,001). Sensitivtät und Spezifität zur Polypendetektion betrugen 20% und 97,7% (6–9mm), bzw. 0% und 97,7% (≥10mm).

Diskussion: Die untersuchten Protokolle erlauben noch keine Empfehlung zum KRK-Screening. Der nächtliche Transit ist unzureichend, Erythromycin und PEG am Morgen waren wenig erfolgreich, Senna verschlechterte das Resultat hinsichtlich Reinigung und Vollständigkeit. Der Night Boost beschleunigte den Transit effektiv, so dass das proximale Kolon aufgrund des Schlafmodus nicht visualisiert wurde. ONCCE ist sinnvoll und sicher. Die Optimierung, z.B. durch Evolution des Night Boosts mit der Kolonkapsel PCC2 (adaptive Bildrate) ist sinnvoll.