Z Gastroenterol 2012; 50 - K289
DOI: 10.1055/s-0032-1324224

Lernkurve zur Etablierung der Endoskopischen Submucosa Dissektion (ESD)

F Berr 1, T Kiesslich 1, 2, M Fuschlberger 1, A Wagner 1, GW Wolkersdörfer 1, D Neureiter 2
  • 1Universitätsklinik für Innere Medizin I, Paracelsus Medizinische Privatuniversität/Salzburger Landeskliniken, Salzburg, Austria
  • 2Universtitätsinstitut für Pathologie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität/Salzburger Landeskliniken, Salzburg, Austria

Einleitung: ESD ist das Verfahren erster Wahl zur en-bloc Resektion mukosaler Karzinome/-Vorstufen im GI-Trakt [1]. Die ESD verbreitet sich in Japan durch klinisches Tutoring. In Europa muss sie ohne Tutoring erst an Referenzzentren etabliert werden.

Ziel: Etablierung der ESD zur Resektion mukosaler Läsionen gemäß [1] mit Erfassung der Lernkurve.

Methodik: Nach experimenteller Vorbereitung [2] führte ein Endoskopiker (F.B.) an 45 konsek. mukosalen Läsionen mit Dual- und/oder Hook-knife die ESD en-bloc (ESD) oder als ESD-snare durch (mit Schlingenabtragung residueller Submukosa) [3]. Die Indikationen, Eingriffe (Technik, Dauer, Komplikationen) und Nachbeobachtung wurden prospektiv erfasst (median [Bereich]).

Ergebnis: Zur ESD kamen 45 mukosale Läsionen (0-IIa-c) von 3,5 [1,5–7] cm Größe, zu 80% im Kolon (16% im Rektum) und 20% im oberen GI-Trakt lokalisiert (Ösophagus 3, Kardia 1, Magen 5, Duodenum 1); ein großer Anteil (49%) lag technisch schwierig an Kardia, Flexuren oder Caecumpol. Histologie: Zwei (4%) hyperplastische Läsionen, 96% Adenome ohne (8%), mit low grade (44%) oder high grade Dysplasien (42%). Die ESD-Eingriffe (Tab.1) wurden beendet als komplette ESD (42%), ESD-snare (51%), oder piecemeal-EMR (6,6%) bei drei schwierigen Läsionen (20, 18, 12,5cm2 in Rektum, C. asc., Kardia). Die Eingriffe dauerten median 134 [25–355] min, mit einem outlier (590min) infolge Komplikationen, und erzielten 92% komplette und 65% R0 Resektion. Nach 14 [3–30] Mon. Nachbeobachtung nur 1 Rezidiv (LGD Duodenum, 1 Jahr nach ESD-snare). Alle Komplikationen wurden endoskopisch und konservativ therapiert, mit Ausnahme einer Hemicolektomie wg. verzögertem Clipping bei retroperitonealer Perforation. Alle wurden binnen 10 Tagen ohne Langzeitmorbidität entlassen.

Tab.1

ESD

ESD snare

Piecemeal-EMR

R0 Resektion

Recurrence

Perforation

Operation

Blutung

Mediane Größe [range], cm2

42%

51%

6,6%

65%

2%

15%

4,4%

2%

5,8 [1,5–20,3]

Schlussfolgerung: Nach experimenteller Vorbereitung [2] kann die ESD ohne Tutoring auch in schwierigen Lokalisationen mit akzeptablem Risiko etabliert werden. Prävalenz der ESD-Indikationen und sinnvolles case-load (≥2 ESD pro Mon) sprechen dafür, hierorts die ESD im Colon zu erlernen.

Literatur: [1] Fujishiro M, World J Gastroenterol, 2008, 14:4289–95. [2] Berr F, Dig Endosc, 2011, 23:281–9. [3] Toyonaga T, Dig Endosc, 2009, 21:s31–7