Z Gastroenterol 2012; 50 - K296
DOI: 10.1055/s-0032-1324231

Individualisierung der Therapie des potentiell resektablen Pankreaskarzinoms mittels perioperativem CA19–9

W Hartwig 1, O Strobel 1, C Roth 1, U Hinz 1, S Fritz 1, T Hackert 1, MW Büchler 1, J Werner 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany

Einleitung: CA19–9 erlangt in der Therapie des resektablen als auch irresektablen Pankreaskarzinoms zunehmende Bedeutung, da genetische Marker zur Therapieindividualisierung weiterhin ausstehen.

Ziele: Ziel der Studie war es die prognostische Relevanz des prä- und postoperativen CA19–9 und CEA bei Patienten mit primärem Pankreaskarzinom zu identifizieren, mit besonderem Fokus auf potentielle therapeutische Konsequenzen.

Methodik: Aus einem Kollektiv von 1627 konsekutiven Patienten, welche aufgrund eines primären Pankreaskarzinoms zwischen 10/2001 und 12/2010 operiert wurden, wurden die Daten von 1543 Patienten mit präoperativen Serum CA19–9 und/oder CEA Werten hinsichtlich Tumorstadium, Resektabilität, und Prognose analysiert. Zudem wurden die postoperativen CA19–9 und CEA Werte bzgl. des Langzeitüberlebens untersucht. Ein Kontrollkollektiv von 706 Patienten mit verifizierter chronischer Pankreatitis wurde für die Untersuchung der diagnostischen Relevanz von CA19–9 und CEA herangezogen, und um den Einfluss der Hyperbilirubinämie auf das Serum CA19–9 zu evaluieren.

Ergebnisse: Sowohl Resektabilität als auch Prognose waren mit zunehmender Höhe der CA19–9 und CEA Serumspiegel geringer. Die Resektabilität variierte für CA19–9 <37U/ml vs. >4000U/ml zwischen 80% und 38%, die 5-Jahres Überlebensraten zwischen 27% und 0%. Zudem korrelierten die Tumormarkerspiegel mit der Tumorprogression, mit höchsten Werten bei Patienten im UICC IV Stadium. Postoperativ hatten die Patienten mit einem CA19–9 Abfall von über 75% die beste Prognose. Die ROC-Analyse bestätigte die Überlegenheit von CA19–9 gegenüber CEA in der Prädiktion sowohl der Resektabilität als auch der Malignität. Die Hyperbilirubinämie hatte weder beim Pankreaskarzinom noch bei der chronischen Pankreatitis einen relevanten Einfluss auf die CA19–9 Serumspiegel, mit Korrelationsfaktoren von ≤0,135.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit Pankreaskarzinom korreliert CA19–9 mit der Prädiktion von Malignität, Resekabilität, dem Tumorstadium, und der Prognose. CA19–9 ist hierbei dem CEA überlegen und wird unwesentlich von einer Hyperbilirubinämie beeinflusst. Eine Therapieindividualisierung anhand von prä- als auch postoperativem CA19–9 wird empfohlen.