Z Gastroenterol 2012; 50 - K316
DOI: 10.1055/s-0032-1324251

Transrektale Abszessdrainage und EndoVAC-Einlage bei gedeckt perforierter und abszedierter Sigmadivertikulitis

J Knuth 1, B Krakamp 2, MM Heiss 1, A Goßmann 3, DR Bulian 1
  • 1Campus Köln-Merheim, Kliniken der Stadt Köln, Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Lehrstuhl für Chirurgie I der Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • 2Kliniken der Stadt Köln, Krankenhaus Köln-Merheim, Medizinische Klinik I, Gastroenterologie, der Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • 3Kliniken der Stadt Köln, Krankenhaus Köln-Merheim, Radiologische Klinik (Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin), Köln, Germany

Fall: Ein 47-jähriger, ansonsten gesunder, schlanker Patient (BMI 23) stellte sich mit seit drei Wochen zunehmenden Unterbauchschmerzen vor.

Klinisch fand sich bei weichem Abdomen ein deutlicher Druckschmerz im Unterbauch. Es bestand eine Leukozytose von 20,0/nl (4–9) und ein CRP von 155,5mg/l (<5).

Unter dem Verdacht einer Sigmadivertikulitis erfolgte eine Abdomen-Computertomografie mit rektalem, oralem und i.v.-Kontrastmittel, die einen 6cm großen Abszess im kleinen Becken bei gedeckt perforierter Sigmadivertikulitis zeigte.

Es wurde eine interventionelle Abszessdrainage und eine Intervall-Sigmaresektion geplant. Antibiotisch wurde mit Ciprofloxacin und Metronidazol therapiert.

Aufgrund des abszesslagebedingten Risikos einer Verletzung der Iliacalgefäße bei translumbalem Zugang, bzw. des Nervus ischiadicus bei Zugang durch das Foramen obturatorium, erfolgte die Abszessdrainage nicht CT-gesteuert.

Methodik: Es wurde stattdessen eine endoskopische Abszesspunktion geplant. Nach endosonographischer Abszessdarstellung bei 12cm ab Anocutangrenze erfolgte die rektoskopische Abszesseröffnung transmural mittels eines für die endoskopische Pseudozystenpunktion entwickelten Zystotoms. Die Punktionsöffnung wurde bis 18mm dilatiert und ein EndoVAC eingelegt, der alle 3 Tage endoskopisch gewechselt wurde.

Eine Abdomen-CT zeigte nach 9 Tagen eine deutliche Größenreduktion des Abszesses. Klinisch wie laborchemisch ergab sich am 17. Tag nach Aufnahme ein Normalbefund, sodass die VAC-Therapie beendet wurde. Die Abszesshöhle war endoskopisch noch 4cm tief, die Abszessöffnung 13mm weit.

Der Patient wurde zwei Tage später entlassen.

Eine Kontrollsigmoidoskopie zeigte bei dem beschwerdefreien Patienten drei Wochen später eine saubere, 6mm tiefe Höhle mit einer Öffnung von 8mm Größe.

Zehn Tage später erfolgte komplikationslos die laparoskopische Sigmaresektion mit primärer Anastomose unter Mitnahme des entzündlich veränderten Anteils, bzw. der ehemaligen iatrogen Endo-VAC-bedingten Fistel. Der postoperative Verlauf war unauffällig.

Schlussfolgerung: Die endoskopisch-transrektale Abszesspunktion und Drainage, sowie konsekutive Behandlung mittels Endo-VAC analog zu einer Anastomoseninsuffizienz, stellt eine sichere Alternative zur CT-gesteuerten Abszesspunktion im kleinen Becken dar.