Z Gastroenterol 2012; 50 - K335
DOI: 10.1055/s-0032-1324269

Intestinale Fisteln bei Therapieverfahren am offenen Abdomen – Ergebnisse einer retrospektiven Analyse von 50 konsekutiven Patienten

W Kneist 1, V Juhre 1, H Lang 1
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie, Mainz, Germany

Hintergrund: Zu den Komplikationen der Therapiekonzepte am offenen Abdomen zählt die Ausbildung intestinaler Fisteln.

Patienten und Methode: Die Behandlung von 50 konsekutiven Patienten mit offenem Abdomen wurde retrospektiv analysiert. Risikofaktoren bezüglich der Ausbildung intestinaler Fisteln sollten herausgestellt werden.

Ergebnisse: Indikation zur Behandlung am offenen Abdomen waren Peritonitis 76%, Fasziennekrose 6%, Blutung 4%, Pankreatitis 2%, intraabdominelles Kompartment 2%. Bei 17% der Patienten lag eine maligne Grunderkrankung und bei 10% eine chronisch entzündliche Darmerkrankung vor. Primär wurde bei 18% der Patienten offen behandelt. Am häufigsten (32%) wurde die Indikation während des 2. Revisionseingriffes gestellt. Die Liegedauer auf der Intensivstation betrug 22 Tage im Median (1–141). Verschiedene Verfahren kamen zur Anwendung (Mehrfachnennung): Vakuum Pack (n=18), ABThera® (n=25), Abdominal Dressing® (n=6), Wittmann Patch (n=74), Vicryl-Netz (n=95), Bogota (n=2), Folie (n=13), Skin only (n=8), Offen (n=7).

Primär nach Faszienverschluss kam es zur Ausbildung einer Fistel bei 10 Patienten. Unter der Behandlung am offenen Abdomen traten bei 11 Patienten intestinale Fisteln auf.

Die perioperative Risikoeinschätzung (ASA), das Alter, der BMI, die Grunderkrankung, die Indikation zur offenen Behandlung und der Intensivaufenthalt waren ohne signifikanten Einfluss (p>0,05). Der temporäre Bauchdeckenverschluss hatte signifikanten Einfluss auf die Ausbildung sekundärer Fisteln (p<0,001). Unter der Therapie mit Vicrylnetzen lag die Fistelrate mit 35% am höchsten. Sie war unter der Anwendung einer Folie (20%) und dem Wittmann Patch (11%) niedriger. Unter der Anwendung der Vakuumverfahren (n=19) kam es zu keiner Fistel.

Schlussfolgerung: Die intraabdominelle Vakuumtherapie scheint hinsichtlich der Ausbildung von intestinalen Fisteln anderen Verfahren zum temporären Bauchdeckenverschluss überlegen zu sein.