Z Gastroenterol 2012; 50 - K346
DOI: 10.1055/s-0032-1324280

Capecitabine- versus 5-Fluorouracil-basierte Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom: Eine randomisierte multizentrische Phase III Studie

P Kienle 1, F Wenz 2, S Post 1 RD Hofheinz 3, Capecitabine in rectal cancer Studiengruppe
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Mannheim, Germany
  • 3Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg, III. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany

Einleitung: Bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom (LFRK) ist die 5-Fluorouracil (5-FU)-basierte Radiochemotherapie (RCT) Standard. Die Effizienz und Sicherheit des Austausches von 5-FU gegen orales Capecitabine (Cape) ist bisher nicht adäquat untersucht.

Methodik: Randomisierte multizentrische Phase-III-Studie im Nichtunterlegenheitsdesign mit dem primären Endpunkt 5-Jahresgesamtüberleben (5-JÜ) zum Vergleich einer capecitbinbasierten RCT versus der 5-FU-basierten Standardtherapie mit einer kalkulierten Fallzahl von 372 (Fehler I° 5%, Power 80%). Die Studie begann als adjuvante Therapiestudie, in der Patienten nach Rektumresektion bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom (Stadium II und III) entweder 2 Zyklen Cape mit folgender RCT (50,4Gy + Cape) gefolgt von weiteren 3 Zyklen Cape (Arm A) oder 2 Zyklen Bolus 5-FU mit folgender RCT (50,4Gy + infusionales 5-FU) gefolgt von weiteren 2 Zyklen Bolus 5-FU (Arm B) erhielten. Per Amendment wurde später auch eine neoadjuvant behandelte Kohorte eingeschlossen: in dieser wurde RCT (50,4Gy + Cape) gefolgt von radikaler Chirurgie und weiteren 5 Zyklen Cape (Arm A) mit RCT (50·4Gy + infusionales 5-FU) gefolgt von radikaler Chirurgie und weiteren 4 Zyklen Bolus 5-FU verglichen.

Ergebnis: Von 401 randomisierten Patienten in 35 Zentren zwischen 2002 bis 2007 konnten 392 (Cape n=197; 5-FU n=195) mit einem medianen follow-up von 52 Monaten ausgewertet werden. Lokalrezidivraten waren vergleichbar (Cape 6% vs. 5-FU 7%), aber signifikant weniger Patienten entwickelten Fernmetastasen im Cape Arm (19% vs. 28%; p=0,04). Der primäre Endpunkt wurde ereicht: Cape war 5-FU im 5-JÜ nicht unterlegen (76% vs. 67%; p=0,0004). Ein post-hoc test für Überlegenheit fiel zugunsten von cape aus (p=0,05). 3-Jahres krankheitsfreies Überleben war höher unter cape (75% vs. 67%; p=0,07). Toxizitäten Grad 3–4 waren selten. Cape Patienten zeigten mehr Hand-Fuß-Syndrome (31% vs 2%; p<0,001), Erschöpfung (28% vs 15%; p=0,002) und Proctitis (16% vs 5%; p<0,001), während Leukopenie häufiger unter 5-FU auftrat (35% vs 25%; p=0,04).

Schlussfolgerung: Cape kann 5-FU in der perioperativen Therapie von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom ersetzen.