Z Gastroenterol 2012; 50 - K356
DOI: 10.1055/s-0032-1324290

Welche Patienten mit AEG I-III profitieren von einer neoadjuvanten Therapie – eine retrospektive Datenanalyse aus zwei Zentren basierend auf der klinischen T- und N-Kategorie

L Sisic 1, S Blank 1, A Stange 1, L Grenacher 1, A Schaible 1, M Burian 1, NH Stoecklein 2, S Kraus 2, A Krieg 2, WT Knoefel 2, M Büchler 1, K Ott 1, D Vallböhmer 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-& Transplantationschirurgie; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Nach den Ergebnissen aktueller Metaanalysen gilt die neoadjuvante Chemotherapie (CTx) oder Radiochemotherapie (RCTx) in der westlichen Welt als Standard bei der Behandlung von lokal fortgeschrittenen und nodal positiven AEG. Die Einschlusskriterien der publizierten Studien waren jedoch heterogen, so dass unklar bleibt, welches Patientenkollektiv von der neoadjuvanten Therapie (Tx) profitiert.

Von 2001–2011 wurden an der Chirurgischen Klinik der Universität Heidelberg und Düsseldorf 444 Patienten mit einem histologisch gesicherten AEG I-III behandelt (Resektion 438, Exploration 4, R0-Resektion 359, neoadjuvant 160). Die prognostische Bedeutung einer neoadjuvanten Therapie wurde in Abhängigkeit von cT- und cN-Kategorie (TNM-Klassifikation 7th edition, 2009) überprüft. Überlebenszeitanalysen erfolgten nach Kaplan-Meier (log-rank).

Neoadjuvant therapierte Pat. (n=160) zeigten im Gesamt- und R0-Kollektiv gegenüber primär resezierten Pat. (n=282) keinen Überlebensvorteil (p=0,930 und 0,771).

cT-und cN-Kategorien: Primäre OP: cT1 22 (7,8%), cT2 60 (21,3%), cT3 173 (61,3%), cT4 11 (3,9%); cN0 145 (51,4%), cN1 123 (43,6%); Neoadjuvant: cT2 12 (7,5%), cT3 134 (83,8%), cT4 13 (8,1%); cN0 31 (19,4%), cN1 128 (80,0%).

In der cT2-, cT4- und cN0-Kategorie führt die neoadjuvante Therapie zu keiner Verbesserung der Prognose (p=0,187; p=0,332; p=0,767). In der cT3-Kategorie zeigen neoadjuvant therapierte Pat. einen deutlichen Trend zu verbessertem Gesamtüberleben (medianes ÜL 25,1 vs. 18,6 Mo; 5J-ÜLR 33% vs. 22%, p=0,079), ebenso wie in der cN1-Kategorie (medianes ÜL 21,7 vs. 17,9 Mo; 5J-ÜLR 37% vs. 22%, p=0,127).

Die Einschlusskriterien bleiben unklar. Bei Patienten mit cT3- und cN1-Kategorie besteht ein gewisser Trend pro neoadjuvante Therapie. Patienten mit lokal begrenzten und weit fortgeschrittenen Tumorkategorien sowie Patienten mit negativem Lymphknotenstatus scheinen nicht von einer neoadjuvanten Tx zu profitieren. Limitationen dieser Untersuchung sind retrospektives Design, relativ geringe Fallzahlen sowie ein nicht randomisiertes Patientengut.